KLAENG ist keine unregelmäßige Pluralbildung des Wortes Klang. Es klingt eher nach Klong, nach Geräusch. Und das Geräuschhafte hat in der Geschichte der Emanzipation der Dissonanz einen sehr hohen Stellenwert. Der moderne Jazzmusiker verfügt heute über ausgefallene Spieltechniken des jeweiligen Instruments, die früher unbeachtet blieben. Gerade auf der Posaune stieß ein deutscher Musiker namens Albert Mangelsdorff in nie betretene Klangräume vor und wurde damit zu einem Enfant Terrible der Musikwelt. Vom Schmatzen über den tonlosen Windstrom bis zur wiederum konsonanten Mehrstimmigkeit in spektakulären Solokonzerten eröffnete er aufgeschlossenen Hörern wunderbare Reisen in unbekannte Klanglandschaften. Die meisten der in Köln geschulten Musiker besitzen festen Tritt auf diesen einstigen Abwegen, weil ihre Lehrer an der Musikhochschule der Improvisierten Musik eifrig Beachtung schenkten: zum Beispiel die Musiker des Kollektivs „KLAENG“.
Sieben preisgekrönte junge Musiker der Kölner Szene haben sich vereinigt, im Kollektiv – ein Begriff, der im Jazz als Gruppenimprovisation gleichberechtigter Partner in das Wort „Kollektivimprovisation“ einging und über Jahre Konzerte ermöglichte, vor denen die Akteure noch nicht einmal Absprachen treffen, geschweige denn notierte Themen oder Noten festlegen mussten – eigene Ideen zu realisieren. Allein die Rhythmussection mit dem Schlagzeuger Jonas Burgwinkel und dem Bassisten Robert Landfermann, die als Bandbasis gemeinsam den WDR Jazzpreis verliehen bekamen, und der sehr gefragte Pianist Pablo Held markieren die Höhe des Niveaus, auf dem hier gearbeitet werden will. Frederik Köster an der Trompete leitet seine eigene Band wie auch Niels Klein, ein Alleskönner auf dem Saxophon und ein umtriebiges stilistisches Chamäleon. Mit dem Stimmakrobaten Tobias Christl und Tobias Hoffmann an der Gitarre realisieren die glorreichen Sieben ihre eigenen Visionen von aktueller Jazzmusik, und das auf dem Parkett der ehrenwerten Kölner Philharmonie, die gerade 25 Jahre alt wird – und damit so jung ist wie Pianist Pablo Held.
Als Gast begrüßt KLAENG die moderne Reinkarnation der Posaunenlegende Mangelsdorff, den Wahlschweizer Nils Wogram, der seine frühen wie nachhaltigen Jazzerfahrungen auch in Köln machen durfte. Seine Experimentierfreude erinnert an den Altmeister aus Frankfurt, aber seine spieltechnischen Fertigkeiten entsprechen einer Aufrüstung für die Anforderungen der Neuzeit – statt Armbrust nun MP. Da keiner der Akteure schaumschlägerischen Ambitionen nachhängt und auch kein Comedian die Runde mit schalen Witzen veredelt, wird das Rund in der Philharmonie auch für Spätentschlossene bzw. für spontan begeisterte Musikfreunde ausreichend Platz bieten können – zeigt Solidarität mit Jugend und Qualität, stützt das Kollektiv!
Konzert am 23.10. in der Kölner Philharmonie I www.koelner-philharmonie.de
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