„Hast du dich jemals gefragt, warum du hier bist?“ – Mit dieser großen Frage beginnt der New York Times-Bestsellerautor sein Buch „vielleicht - Eine Geschichte über die unendlich vielen Begabungen in jedem von uns“ – und liefert Antworten. Yamada schreibt über die Magie in jedem von uns, über Talente, die im Verborgenen schlummern und nur darauf warten, entdeckt zu werden.
Die „Alles-ist-möglich“-Mentalität des Buches wirkt ansteckend. Dem Autor gelingt es, die Einzigartigkeit eines jeden aufzuzeigen, indem er zum Träumen aufruft, zum Reisen, dazu, an die eigenen Fähigkeiten zu glauben und an die Umsetzbarkeit neuer Ideen: „Du trägst schon alles in dir“.
Dabei spricht er den Leser direkt an, was eine persönliche Ebene der Rezeption eröffnet und die Grenzen zwischen Text- und Außenwelt verschwimmen lässt.
Das Buch steckt voller Weisheiten, wobei der Inhalt als Form einer Geschichte mit aufeinanderfolgenden Ereignissen weniger auf der Textebene, als vielmehr durch die Illustrationen von Gabriella Barouch erzählt wird. „Vielleicht“ ist das erste Bilderbuch, das die israelische Künstlerin gestaltet hat – und schlichtweg ein Meisterwerk bildnerischer Narration.
Mittelpunkt der Erzählung ist ein Kind, das gemeinsam mit einem Ferkel die Welt erkundet. So bauen sie ein Dorf in die Luft, besegeln das Meer in einer Walnussschale, und das Kind hilft dem kleinen Schwein dabei, zu fliegen, indem es ihm aus Laubblättern zwei kleine Flügel bastelt. Das Gefühl der Tiefe und Akzeptanz sowie die Ruhe, die in den Bildern liegt, fließt in den Text über und lässt eine eindrucksvolle Synergie entstehen.
Liebevoll geschrieben regen die wenigen Zeilen auf jeder Seite zum Nachdenken an und erzeugen im Zusammenspiel mit den Illustrationen ein Gefühl bedeutungsschwerer Leichtigkeit. Träumerische Szenen vermitteln das Gefühl, in eine surreale Welt hineingesogen zu werden, aus der man nicht mehr zurückkehren möchte, weil sie so voller Möglichkeiten scheint.
„Vielleicht“ ist ein sehr gutes Beispiel dafür, dass Bilderbücher nicht nur an ein junges Publikum gerichtet sein müssen. Zwar ist es bereits für Leser ab vier Jahren empfohlen, jedoch wartet es mit so viel Tiefe auf, dass seine Rezeption Menschen jeden Alters ein bereicherndes Leseerlebnis bieten kann. Yamadas Text ist voll Zuspruch, macht Mut und weiß – um zum Anfang zurückzukehren – aus diesem Grund sind wir hier: um die Welt (und uns in ihr) zu erfahren.
Kobi Yamada: vielleicht | Aus dem Englischen von Gerda M. Pum | Adrian Verlag | ab 4 Jahren | 44 S. | 14,95 €
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Poetische Traumlandschaften
„Nachts im Traum“ von Sonja Danowski – Vorlesung 01/23
Ursprungswelten
„Wie alles begann – Die wunderbare Geschichte unserer Erde“ von Aina Bestard – Vorlesung 01/23
Licht im Dunkeln
„Als der Krieg nach Rondo kam“ von Romana Romanyschyn und Andrij Lessiw – Vorlesung 12/22
30 Jahre Regenbogenfisch
Marcus Pfisters „Der Regenbogenfisch glaubt nicht alles“ – Vorlesung 12/22
Freunde für immer
„Wie der kleine rosa Elefant…“ von Monika Weitze – Vorlesung 11/22
Flügel für alle
„Loujains Träume von den Sonnenblumen“ von Lina AlHathloul und Uma Mishra-Newbery – Vorlesung 11/22
Ein ganz besonderes Band
„Liebe“ von Corrinne Averiss – Vorlesung 10/22
Ein königliches Portrait
„Queen Elizabeth“ von María Isabel Sánchez Vegara – Vorlesung 10/22
Medienkompetenz für Kinder
„Einfach erklärt – Social Media – Cybermobbing – Deine Daten im Web“ von Manfred Theisen – Vorlesung 09/22
Sommer voller Abenteuer
Nikola Huppertz’ Neuerscheinung „Unser Sommer am See“ – Vorlesung 08/22
Harmonisches Miteinander
„Frieden“ von Baptiste und Miranda Paul – Vorlesung 08/22
Informationstechnik für Anfänger
„Ada & Zangemann – Ein Märchen über Software, Skateboards und Himbeereis“ von Matthias Kirschner – Vorlesung 08/22
Über Weltschmerz sprechen
„Alles, was wir tragen können“ von Helen Docherty – Vorlesung 04/25
Erinnerungskultur
Gegen Vergessen und für Empathie – ComicKultur 04/25
Ein wunderbarer Sound
Natalia Ginzburgs Roman „Alle unsere Gestern“ – Textwelten 04/25
„Schon immer für alle offen“
Marie Foulis von der Schreibwerkstatt Köln über den Umzug der Lesereihe Mit anderen Worten – Interview 03/25
Verlustschmerz verstehen
„Als der Wald erwachte“ von Emma Karinsdotter und Martin Widmark – Vorlesung 03/25
Cool – cooler – Aal
„Egal, sagt Aal“ von Julia Regett – Vorlesung 03/25
Aus dem belagerten Sarajevo
„Nachtgäste“ von Nenad Veličković – Literatur 03/25
Der legendäre Anruf
Ismail Kadares Recherche über Stalin und Boris Pasternak – Textwelten 03/25
Die Geschichte der Frau
Ein Schwung neuer feministischer Comics – ComicKultur 03/25
„Afrika ist mehr als Hunger und Krieg“
Autor und Influencer Stève Hiobi über sein Buch „All about Africa“ – Interview 02/25
Zwei Freunde
„Am Ende der Welt“ von Anna Desnitskaya – Vorlesung 02/25
Internationales ABC
„A wie Biene“ von Ellen Heck – Vorlesung 02/25
Schrecklich komisch
Tove Ditlevsens Roman „Vilhelms Zimmer“ – Textwelten 02/25