Er hat die Kunst der Mundperkussion kunstvoll veredelt und in den Kontext der Improvisierten Musik eingebettet. So spuckt Trilok Gurtu mit Zisch- und Explosivlauten einen Grundgroove aus, in den die Kollegen einfallen können. Er domestiziert damit einen Sound der Urvölker mit Knacklautsprache und formt sie als Basis für einen Dialog nach westlichen rhythmischen Vorstellungen.
Die indische Musik gilt seit Jahrzehnten als fantastische Quelle zur Erneuerung ausgebrannter Jazzmusiker oder als Erweiterung des Erfahrungshorizonts für die Ewig-Neugierigen. Amerikanische und europäische Musikerstars des Jazz zogen sich nach Indien zurück, um die überlieferten, sehr komplexen Strukturen Indischer Musik zu erlernen. Gleichermaßen gab es Musiker wie Trilok Gurtu, mittlerweile der berühmteste indische Perkussionist nicht nur in Europa, die sich über ein klassisches Studium der Tabla anschließend von westlichen Trommelkünsten befruchten ließen und einen wirklich eigenen Perkussions-Sound entwickelten. Er war damit der ideale Partner für die Musiker der Weltmusikband Oregon, die ihn für einige Jahre binden konnte. Ihren Sound mit Akustikgitarre und Oboe beseelten die akustischen Klangquellen, welche Gurtu in der Zusammenstellung seines „Sets“ immer beherzigte: Die Bassdrum ist eine Tabla, umstellt mit swingender Hi-Hat und handgespielter Snare.
Seit einigen Jahren reist Gurtu, der seit fast vier Jahrzehnten bei Hamburg lebt und einen deutschen Pass besitzt, mit seinem kubanischen Kollegen Omar Sosa, wohnhaft in Barcelona, und dem sardischen Trompeter Paolo Fresu durch die Lande. Sie verfolgen ein sehr publikumsnahes freies Konzept: Wenige Songfragmente oder rhythmische Keimzellen bilden die Basis für Ausflüge in die direkte Kommunikation auf der Bühne. Dabei entpuppt sich Sosa, ein Tänzer auf der Tastatur, auch als adäquater Battle-Partner für manche Vokalschlacht mit Gurtu. Die drei weltoffenen Poeten schaffen ganz ruhige, vom Flügelhornton getragene Volksweisen über weite Strecken. Und immer wieder eröffnen Sosa an den Tasten oder Gurtu auf seiner Cajon, einem hölzernen Sitzmöbel mit guten akustischen Eigenschaften, ein rhythmisches Feuer zum Mitgrooven oder zum simplen Bestaunen. Und wenn Omar sich die Ärmel aufkrempelt und seine Wangen mit den Händen betrommelt, gibt es im Publikum kein Halten mehr. Denn er kann dem Mouth-Perkussionisten Gurtu Paroli bieten. Dann ist die Musik auf den eigenen Körper reduziert – die einfachste und ursprünglichste Lautwerdung des Menschen, und vielleicht die reinste.
Gurtu/Fresu/Sosa Trio | Fr 20.5. 20 Uhr | Kölner Philharmonie | 0221 280 280
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