Auf eine Anfrage von Jazzveranstaltern und Musikern bei der GEMA, wie die problematische Situation kleiner Clubbetreiber, die Improvisierte Musik fördern, finanziell zu besänftigen sei – die Abgaben für die Verwertungsgesellschaft für Musikerrechte richten sich nach Fläche der Lokalität und nicht nach Besuch einer Veranstaltung – schallte die Antwort eines GEMA-Sessel-Sitzers: „Dann lassen Sie doch Popmusik spielen.“ Dem Mann sollte aus dem Sessel geholfen werden, mindestens zehn Stunden Castingshow-Gucken auf Privatsendern wäre die Mindeststrafe für so dumme Sprüche aus dem unglaublich gefräßigen Wasserkopf dieser Rechte-Firma. Menschen mit kulturellem Bildungsauftrag und Verantwortung, die vereinzelt beim WDR anzutreffen sind, stärken gerade die Lobby für die Jazzmusik auf ihren Kulturkanälen und erfinden neue Sendestrecken für Jazz. Sogar ein eigenes Festival steuert der Kölner Sender bei. Es beginnt am letzten Oktobertag mit der Preisverleihung des WDR-Jazzpreises, ebenfalls eine deutliche Zusage an die Jazzszene, mit Musik der Preisträger Hubert Nuss und Gabriel Pérez. Das WDR3jazz.cologne Festival wird in einer langen Jazznacht vom 1. bis 2.11. um sechse in der Früh verarbeitet, Konzerte laufen noch bis zum 4. 11. im Funkhaus und im Stadtgarten. Gäste sind u.a. Henry Threadgill oder James Carter mit Band, manche Konzerte sind sogar bei freiem Eintritt zu erleben. Zur gleichen Zeit und ein paar Tage länger (vom 1.-9.11.) lädt die Nachbarstadt Leverkusen zum Jazzzirkus ins Forum und in die Clubs der Farbenstadt. 29 Jahre alt sind die Leverkusener Jazztage und ihre bewegte Geschichte, und die führte in den letzten Jahren stringent weg von Swing und Experimenten hin zu popiger, bluesiger und rockiger Musik. Selbst Krautrock blüht erneut am Rhein, aber auch verdiente Größen aus dem Grenzbereich des Jazz gastieren bei dem etablierten Fest: Die soulige Band Incognito, Steps Ahead mit dem unermüdlichen Mike Mainieri und dem jungen Burner Till Brönner oder die „Headhunters“ mit der charismatischen Pianistin Geri Allen treten an. Groovig wird es mit Maceo Parker, schwülstig schön mit Honig-Saxer David Sunborn, rockig mit Supertramp-Superstar Roger Hodgson und einfach nett mit der Legende Randy Newman. Einen Hammer für alle Altvorderen der Jazzrock- und Fusionbewegung stellt natürlich die neue Band um Chick Corea und John McLaughlin dar (am 6.11.), mit Christian McBride, Vinnie Calaiuta und Kenny Garrett (allerdings zum Hammerpreis von 65€). Swing und Bop der Spitzenklasse gibt es im Kölner „Alten Pfandhaus“ zu hören, nach Schlagzeuglegende Roy Haynes gastiert hier das Trio von Jimmy Cobb, ebenfalls Miles-Legende an den Trommeln (20.11.). Auch an diesem schönen Ort erwartet die Musikfans ein neues kleines Festival, genannt „Cologne Jazz Masters“ (21. und 22.11.), dessen Promi Paul Kuhn Gäste aus seiner langen Erfolgsgeschichte begrüßt und das mit Ausstellungen und Partytime einen Rundum-Service bietet. Im kleinen intimen Pfandhaus-Saal könnte die Stimmung tatsächlich gen Weihnachten kippen – am 29.11. steht der 1. Advent schon vor der Pforte. Halleluja.
www.wdr3.de, www.leverkusener-jazztage.de
www.jazz-masters.de, www.altes-pfandhaus.de
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