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Spy Game - Der finale Countdown
USA 2001, Laufzeit: 127 Min., FSK 12
Regie: Tony Scott
Darsteller: Robert Redford, Brad Pitt, Catherine McCormack, Stephen Dillane, Larry Bryggman, Michael Paul Chan, Marianne Jean-Baptiste, Ken Leung, David Hemmings, Matthew Marsh, Todd Boyce, Amidou, Charlotte Rampling

Wenn jede Geste entscheidend ist, ein kurzer Blick über Tod und Leben entscheidet, eine versäumte Sekunde Katastrophen auslöst, kurze Telephongespräche Teile der Armee in die Luft befördern oder massive Geldsummen transferieren, wenn schliesslich ein einzelner Mann, an seinem letzten Arbeitstag, gegen das gesamte High-Tech-System der CIA antritt, dann kann man sicher sein, sich in einem " Hollywood-on-its-Best-" -Film zu befinden und ein weiteres Mal, jedoch unter verschärften, alle Vorgänger an Komplexität übersteigenden Bedingungen, den amerikanische Mythos " Einer gegen Alle " aufgeführt zu sehen. Unter der unaufhaltsamen Aktionsabfolge, die über zwei Stunden kaum ein Aufatmen zulässt, leiden in Tony Scotts Film weder das Spiel mit signifikanten Details noch der Raum für psychologische Entwicklungen und Feineinstellungen. Letztlich geht es um die alte Gegenüberstellung von pragmatischer Elitelogik, die, freilich immer um der " guten Sache " willen, vor Menschenopfern nicht halt macht, und jugendlichem Idealismus, der bei allem Einsatz hier nicht mitspielen will. Doch das Allzumenschliche verkompliziert die Verhältnisse und ein gealterter Eliteagent sieht sich in die unangenehme Situation gebracht, zum ersten Mal gegen seine eigenen Prinzipien zu verstossen und auf eigene Faust gegen den gesamten Apparat seiner CIA-Arbeitsgeber anzutreten. Denn er ist der einzige, dem es noch gelingen kann, seinen idealistischen, zur Opferfigur der Hochpolitik avancierten Freund, aus der Todeszelle zu befreien. Dafür bleiben ihm genau 24 Stunden. Er riskiert alles, für das er sich sein Leben lang eingesetzte, um das zu tun, woran er sein Leben lang glaubte. Ein Kabinettstück der Ästhetik technologischen Macht beginnt. In schnellen Einblenden und beeindruckendem Realismus katapultiert Tony Scott (Crimson Tide, Enemy of The State, True Romance, Top Gun) das Publikum zu den unterschiedlichen Orten markanter CIA-Einsätze (Vietnam, Berlin, Beirut). Sie bilden den Hintergrund einer entstehenden, wenn auch nicht unkomplizierten Freundschaft zwischen dem alternden Macher (Robert Redford) und seinem talentierten, zu riskofreudigen Individualeinsätzen neigenden Schüler (Brad Pitt). Gefühle und Eigeniniziative aber sind in einer Welt durchhierarchisierten Perfektion Tabu. Die Katastrophe, für die wiederum eine ambivalente Frauenfigur (Catherine McCormack) ins Spiel bebracht wird, lässt nicht lange auf sich warten. Die Andeutungen über das Trainingsprogramm eines werdenden CIA-Agenten, von der schwebenden Aufmerksamkeit, über Mechanismen der “Vertrauensschaffung", bis zum Erlernen plötzlichen Erbrechens, sind nicht der geringste visueller Mehrwert von Scotts detailfrohem Hochgeschwindigkeitsfilm.

(Dieter Wieczorek)

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