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Sorda – Der Klang der Welt

Sorda – Der Klang der Welt
Spanien 2025, Laufzeit: 100 Min., FSK 12
Regie: Eva Libertad García
Darsteller: Miriam Garlo, Álvaro Cervantes, Elena Irureta

Bewegendes Beziehungsdrama um Gehörlosigkeit

Vater, gehörlose Mutter, Kind
„Sorda – Der Klang der Welt“
von Eva Libertad

„Sorda“ ist Spanisch und bedeutet taub oder gehörlos. Hauptfigur Angela (Miriam Garlo) ist gehörlos, doch sie lebt ein normales, fast beneidenswertes Leben in ländlicher Idylle mit ihrem liebenswerten Mann Héctor (Álvaro Cervantes). Sie geht arbeiten, feiert am Wochenende mit Freunden, genießt ihr Zuhause und die Zeit mit Héctor, der ihr zuliebe perfekt Gebärden gelernt hat und sie unterstützt, wo er nur kann. Alles läuft bestens, bis Angela schwanger wird. Das Glück des Paares wird von der Frage überschattet, ob das Baby auch gehörlos sein wird. Denn Angelas Behinderung ist vererbbar und es besteht eine 50-prozentige Chance, dass das Baby taub zur Welt kommen wird.

Mit sehr viel Empathie und Authentizität schildert Eva Libertad, wie eine Idylle Risse bekommt und zu zerbröckeln droht. Sicherlich rührt ein Teil dieser Empathie daher, dass ihre eigene Schwester gehörlos ist und die Hauptfigur Angela verkörpert. Neben den Sorgen und Ängsten aller frischgebackenen Eltern kommt hier hinzu, dass in den ersten Monaten nach Onas Geburt nicht klar ist, ob das Baby hören kann. Die Monate bis zur endgültigen Diagnose sind eine Zeit voller Anspannung für die frischgebackenen Eltern. Als die Ärzte Ona ein normales Gehör bescheinigen, ist dies zwar Grund zur Freude, doch gleichzeitig beginnt jetzt erst die richtige Zerreißprobe für die Ehe: Weil Héctor manchmal vergisst, mit Ona zu gebärden, fühlt sich Angela ausgeschlossen und beginnt, ihm Vorwürfe zu machen. Auch an anderen Orten wie etwa in der Kita oder bei Familientreffen fühlt sich Angela ausgeschlossen, wenn nicht gebärdet wird, und wittert überall kleine Kränkungen. Die Missverständnisse und Schuldzuweisungen häufen sich und nehmen irgendwann so viel Platz ein, dass das Paar kaum noch miteinander kommuniziert. Gerade als hörendes Publikum tendiert man irgendwann dazu, sich auf Héctors Seite zu schlagen, der bald die gesamte Erziehungsarbeit auf sich nimmt. Doch genau dann dreht Libertad wortwörtlich den Ton aus. Stille im Kino! Wir nehmen den Klang der Welt auf einmal nur noch aus Angelas Perspektive wahr – eine ungewohnte Geräuschkulisse, die abwechselnd dumpf, dröhnend, schmerzhaft schrill (wenn sie zum Beispiel das von ihr verhasste Hörgerät einsetzt) und manchmal auch seltsam still ist. Da wird der Film zu einem treffenden Beispiel dafür, wie Kino Empathie wecken kann. Man muss nicht selbst gehörlos sein, um zu verstehen, was Angela durchmacht.

Miriam Garlo und Álvaro Cervantes sind beide großartig in ihren Rollen. Ihre nuancierten Darbietungen ermöglichen es uns, die Hürden, mit denen gehörlose Menschen tagtäglich umgehen müssen, mit anderen Augen wahrzunehmen. Es geht nicht nur um eine einzelne Frau mit einer Behinderung. Vielmehr zeigt uns Libertad in ihrem Langfilmdebüt, wie sich Behinderte, in diesem Fall Gehörlose, in einer hörenden Welt zurechtfinden. Die größte Hürde ist dabei nicht die Behinderung selbst, sondern die Weise, wie viele Mitmenschen auf diese reagieren. Auf der diesjährigen Berlinale erhielt Sorda den Panorama Publikumspreis.

(Tina Adomako)

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