
Snow White & The Huntsman
USA 2012, Laufzeit: 127 Min., FSK 12
Regie: Rupert Sanders
Darsteller: Kristen Stewart, Charlize Theron, Chris Hemsworth, Sam Claflin, Ian McShane, Bob Hoskins, Ray Winstone, Nick Frost, Toby Jones, Eddie Marsan, Lily Cole, Vincent Regan, Dave Legeno
>> www.snow-white-and-the-huntsman.de/
Raue Märchenverfilmung
Es war zweimal…
“Snow White & The Huntsman” von Rupert Sanders
Wer ist die Schönste im ganzen Land? Zu Zeiten von Germanys Next Top Model stellt sich diese Frage gerade wiederholt auch im Kino: Nach „Spieglein, Spieglein“ von Tarsem Singh jetzt also „Snow White & The Huntsman”, und damit die zweite Schneewittchen-Verfilmung aus Hollywood in Folge. Im Vergleich zu Singh nähert sich diese Verfilmung seiner Vorlage düsterer, rauer. Ihre Flucht vor den Schergen der Königin (Charlize Theron) verschlägt Snow White (Kristen Stewart) in den dunklen Wald, in dem sumpfiger Morast und betäubende Stinkmorcheln lauern. Später zieht die Königstochter mit ihren Gefährten, den Zwergen und dem Hunstman (Chris Hemsworth), durch trostlose Steppe. Man vermutet, hinter jedem Stein die Fußspuren von Frodo und seinen Begleitern zu finden, so nah bewegt sich dieses Märchen visuell mitunter an Peter Jacksons „Herr der Ringe“-Verfilmung, auch in Bezug auf Kostüme Ausstattung. Diese kontraststarke, dunkel gefärbte Ästhetik geht in Ordnung, ist aber wenig märchenhaft. „Robin Hood“ kommt einem in den Sinn, so wie hier ungeschönt für die Freiheit gekämpft wird. Ein andermal findet man sich in der „Unendlichen Geschichte“ wieder, wenn die liebliche Schönste mit dem Blick allein einen wütenden Troll besänftigt. Und irgendwann, mittendrin, ganz plötzlich und unvermittelt, stehen Snow White & Co auf einmal in einem sonnigen, farbenfrohen Feenwald, mit Rehkitz, Waschbär und kleinen, lustigen Pixies. Ein überbordendes Bad in Kitsch und Weichzeichner, das unvermittelt auftaucht, über das man sich aber freut: Endlich Märchen!
Doch dieses Aufblitzen währt nur kurz, denn Regisseur Rupert Sanders mag es offensichtlich nicht dauerhaft romantisch verklärt. Die Variante hin zum Düsteren funktioniert in vielen Details sogar gut. Insgesamt aber wirkt der Debütfilm des Werbeclip-Regisseurs inszenatorisch unentschlossen. Die Figuren sind eindimensional gezeichnet (man erinnere sich an Julia Roberts, die in „Spieglein, Spieglein“ die verteufelte Königin gelungen mit Ironie krönte – Charlize Theron gelingt nicht einmal das Diabolische), die Romanze zwischen Snow White und Huntsman wirkt aufgesetzt, dann die erwähnten Sprünge durch die Genres - das stört den Erzählrhythmus ebenso wie den visuellen Fluss. Es fällt schwer, das Werk einer Zielgruppe zuzuschreiben.
Die Stärken liegen also in allerlei kleinen Details, zu denen sich auch die Zwerge (unter ihnen: Bob Hoskins und Brian Gleeson) gesellen, die angenehm unalbern gezeichnet sind. Warum Schneewittchen allerdings auch in der deutschen Synchronisation Snow White heißt, das wird so manchen Märchenonkel hierzulande zu Recht erschüttern.
(Hartmut Ernst)

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