Smoke Signals
USA 1997, Laufzeit: 88 Min.
Regie: Chris Eyre
Darsteller: Adam Beach, Evan Adams, Irene Bedard, Gary Farmer, Tantoo Cardinal
Rauchzeichen aus Indianerland
Colonia (683), 04.03.2003
"Smoke Signals" lief damals im "Broadway"-Kino auf der Kölner Ehrenstraße. Ich mochte dieses Kino, sein Abriss ist ein Verlust für diese Stadt. Dort liefen Filme jenseits des Mainstreams, Filme, für die sich oft nur eine Handvoll Besucher begeistern konnten.
"Smoke Signals" war so ein Film. Ein Roadmovie, das eine Premiere in der Filmgeschichte darstellte: Erstmals wurde ein Kinofilm komplett von und mit Indianern realisiert und produziert. Das Buch stammt vom bekannten indianischen Autor Sherman Alexie (dessen Romane, z.B. "Indian Killer" oder "Reservation Blues", auch in Deutschland erschienen sind). Alexie verarbeitete dazu Elemente aus "The Lone Ranger and Tonto fistfight in heaven". Regie führte Chris Eyre, ein Cheyenne. Die indianischen Schauspieler sind zum Teil aus anderen, größeren Produktionen bekannt: Adam Beach, Darsteller des Victor, sah man das erste Mal als Squanto 1993 im gleichnamigen Disney-Film. Zuletzt wirkte er als Navajo Code-Talker neben Nicolas Cage in "Windtalkers" mit. Gary Farmer, der Victors Vater spielt, kennt man aus "Dead Man" mit Jonny Depp und "PowWow Highway", Tantoo Cardinal spielte in "Der mit dem Wolf tanzt" und "Schweigende Zunge" Hauptrollen, Irene Bedard sprach die Pocahontas im Disney-Zeichentrickfilm und soll auch deren Real-Vorlage gewesen sein.
Beim Thema "indianisches Roadmovie" denkt man vielleicht an den bekannteren Streifen "Zwei Cheyenne auf dem Highway" ("PowWow Highway", 1988). "Smoke Signals" geht zwar in eine ähnliche Richtung, der Film ist jedoch in der Grundaussage ernster und was den Humor angeht indianischer. Er erzählt von Vicors und seinem Freund Thomas' Reise aus ihrem ärmlichen Reservat in Idaho nach Arizona, wo sie die Asche von Victors Vater holen wollen. Die beiden sind Coeur d'Alene. Der Stamm ist wenig bekannt, denn er brachte keine großen Krieger hervor wie beispielsweise die Prärieindianer der Sioux-Stämme oder die kriegerischen Apachen im Südwesten. Ein bisschen in Vergessenheit geraten scheint auch die gesamte heutige Lebenssituation der Indianer in Idaho: Am Ende der Welt liegt die Reservation, keine Spur von Tourismus oder Casinos, in denen die Weißen ihre Dollars verspielen, wie anderswo in den Vereinigten Staaten. Die Situation ist geprägt von Arbeitslosigkeit und Armut. Aus dieser Szenerie heraus, die weder klischeehaft ist noch angeprangert wird, brechen die beiden Freunde per Greyhound-Bus in eine andere Welt auf. Das ist humorvoll bis zuweilen poetisch und von der tiefer gehenden Frage nach Schuld, Sühne und Vergebung geprägt und auf jeden Fall sehenswert.
"Smoke Signals" wurde auf Redford's Sundance-Festival preisgekrönt. Vielleicht fand er deshalb einen deutschen Verleih. Wie gerne würde die Rezensentin nun auch den neuen Film von Chris Eyre, "Skins", sehen, wenn der denn mal gezeigt würde. Letztes Jahr lief er in München auf dem Filmfest, aber der flüchtige Blick einiger Kritiker vor Ort scheint schon alles zu sein, was uns hierzulande vergönnt ist. Dabei ist "Skins" mit Graham Greene und Eric Schweig in den Hauptrollen überaus (indianisch) prominent besetzt. Also bitte, liebe Verleiher, fasst euch ein Herz!
Pssst!
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