Seit Otar fort ist...
Frankreich/Belgien 2003, Laufzeit: 102 Min.
Regie: Julie Bertucelli
Darsteller: Esther Gorintin, Nino Khomassouridze, Dinara Droukarova, Temour Kalandadze, Roussoudan Bolkvadze, Sascha Sarischvili,Demetre "Duta" Skhirtladze
Die sanften Filme, die vielleicht etwas traurigen und ganz unspektakulären, sind rar geworden. Hin und wieder jedoch schafft es ein solcher doch ans Tageslicht der Filmverleiher. Dann vermag der Kinobesucher solch eine Perle zu finden, die sich einfügt in die Reihe der moralischen Geschichten Kieslowskis oder der "Contes moreaux" Eric Rohmers. Filme, die eintauchen in die unauffälligen Einzelschicksale, die Glücks- und Leidmomente in der Balance halten und das Schweigen zwischen ihnen gelten lassen.Drei Frauen dreier Generationen leben im krisengeplagten Georgien ihr schlichtes und zuweilen ärmliches Leben. Die Kamera beobachtet sie bei ihren täglichen, mitunter von poetischem Hauch umgebenen kleinen Verrichtungen. Sie alle leiden, in unterschiedlicher Form, an der Horizont- und Zukunftslosigkeit ihres Schicksals. Sehnsüchtig wartet die alte Dame Eka (wunderbar: Esther Gorintin) auf jedes Lebenszeichen ihres Sohnes, der sich vor Jahren nach Paris abgesetzt hat. Als die Nachricht über seinen Tod eintrifft, vermögen die beiden Jüngeren nicht, ihr die Wahrheit zu sagen. Während sie beginnen, eine schwierige Komödie zu spielen, versetzt die alte Frau bereits ihre Habe, um für sie alle eine Reise nach Paris zu finanzieren, mit dem Ziel, ihren Sohn wiederzusehen. Eine Reise, von der sie nicht gemeinsam zurückkehren werden.Subtile Kameraführung und delikate Detailbeobachtung koinzidieren in Julie Bertucchellis Werk: ein Gang durch ein Spiraltreppenhaus führt direkt in die Konfrontation mit der schmerzhaften Wahrheit, frischer Fingerlack und die verbotene Zigarette lassen in Eka die schlummernde, kokette Lebensfreude wieder erwachen, ihre Enkelin überwindet die in ihrem Körper eingefrorene Alltagsmonotonie und lässt sich forttreiben im Rausch des Pariser Lebens. Es sind die fragilen Momente, die Szenen kleiner Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit zwischen den drei Frauen, die dem Film seine Dichte und Schönheit geben. Und am Ende wird eine Lebenslüge zum Anfang eines möglichen Lebens. Und wieder ist es die alte Dame, die dies zuerst verstehtÖ
(Dieter Wieczorek)
Die ganze Palette Kino
9. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/24
Nach Leerstellen suchen
„Riefenstahl“ im Weisshauskino – Foyer 11/24
Kunst des Nicht-Wegschneidens
„Anna Zeit Land“ im Filmforum – Foyer 10/24
Liebe und Macht
choices preview zu „Power of Love“ in der Filmpalette – Foyer 10/24
Schnitte in Raum und Zeit
Die 24. Ausgabe des Festivals Edimotion in Köln ehrt Gabriele Voss – Festival 10/24
Restitution von Kolonialraubkunst
„Dahomey“ und „The Story of Ne Kuko“ im Filmforum – Foyer 10/24
„Die Geschichte ist jetzt unfassbar aktuell“
Regisseur Andreas Dresen über „In Liebe, Eure Hilde“ – Gespräch zum Film 10/24
Die hemmungslose Leinwand
Sexualität im Kino – Vorspann 10/24
„Zuhause sehnen wir uns nach der Ferne...“
Kuratorin Joanna Peprah übers Afrika Film Fest Köln – Festival 09/24
Afrikanisches Vermächtnis
Das 21. Afrika Film Festival widmet sich dem Filmschaffen des Kontinents – Festival 09/24
Kurzfilmprogramm in der Nachbarschaft
„Kurzfilm im Veedel“ zeigt Filme zu aktuellen Themen in Köln – Festival 09/24
Sorge um die Filmkultur
Veränderungen und Einsparungen stehen vor der Tür – Vorspann 09/24
Disziplin, Drill und Durchlässigkeit
„Mädchen in Uniform“ im Filmforum – Foyer 08/24
Volles Programm(heft)
40-jähriges Jubiläum der Internationalen Stummfilmtage Bonn – Festival 08/24
Sommer-Endspurt
Humor und Weltrettung für Jung und Alt – Vorspann 08/24
Der Sieg des Glaubens
„Führer und Verführer“ im Odeon mit Regisseur Joachim Lang – Foyer 07/24
Queere Menschen in Polen
„Boylesque“ im Filmhaus – Foyer 07/24
Pssst!
Zu Spoilern, Prequels und Remakes – Vorspann 07/24
„Es geht um Geld, Gerechtigkeit und Gemeinschaft“
Regisseurin Natja Brunckhorst über „Zwei zu eins“ – Gespräch zum Film 07/24
Ein Fest des Kinos
Die Kölner Kino Nächte präsentieren an 4 Tagen knapp 50 Filme – Festival 07/24
Der Tod, der uns verbindet
NRW-Premiere von Eva Trobischs „Ivo“ – Foyer 06/24
Die schwierige Situation in Venezuela
„Das Land der verlorenen Kinder“ im Filmhaus – Foyer 06/24
Sternenkriege und Weißer Terror
Volles Sommerkinoprogramm – Vorspann 06/24
Ungewöhnliches Liebesdrama
„Alle die du bist“ im Odeon – Foyer 05/24
Doppelter Einsatz für „Afrika“
Spendenaufruf des Afrika Film Festivals – Festival 05/24