Schnee, der auf Zedern fällt
USA 1999, Laufzeit: 133 Min., FSK 12
Regie: Scott Hicks
Darsteller: Ethan Hawke, James Cromwell, Richard Jenkins, James Rebhorn, Sam Shepard, Eric Thal, Max von Sydow, Youki Kudoh, Rick Yune, Jan Rudes, Celia Weston, Max Wright, Arija Barbikis, Zeljko Ivanek, Caroline Kava, Zak Orth, Cary-Hiroyuki Tagawa, Daniel von Bargen , Reeve Carney , Anne Suzuki
Wo nur?
deejay (111), 02.06.2004
Wo sind die Menschen, die diesen Film ohne Werbung gesehen haben?
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Die impressionistische Überraschung
deejay (111), 31.07.2003
Ein Titel, der mich abschreckte, doch eine positive Entdeckung auf DVD, die hoffentlich einmal die Leinwand zurückerobern wird.
Dieser Film zeigt, ohne altmodisch zu wirken, in dieser Zeit rar gewordenen impressionistischen Bildern, Schnitten und Tonbearbeitungen eine Tiefe wie kaum ein anderer. Sein Ding ist nicht die Überraschung mit neuen Wendungen. Diese wachsen im Stillen, sind nachvollziehbar, manchmal verzeihlich vorhersehbar. Wie im Leben, wenn Ruhe und die Muße zum Reflektieren einkehren. Ein unbekanntes Gefühl? Ein seltenes allemal. Die Erzählweise erfordert, daß der Betrachter sich eine nie langweilige Langsamkeit einläßt. Für die Generation der heutigen Schnelllebigkeit, des schnellen Sterbens und bombastischen Vergessens ein schwieriges Unterfangen, doch allemal einen Versuch wert, denn selten habe ich in den letzten Jahren einen so perfekt, aber keinesfalls kühl, durchkomponierten Film gesehen, den ich wie diesen als Kunstwerk bezeichnen könnte. Zuerst wollte ich an dieser Stelle schreiben, er wäre aufgrund der kompositorischen Stärke nur mit Barry Lyndon vergleichbar. Das stimmt nur in Ansätzen. Also lieber Leser, vergiß es wieder. Die Schwerpunkte sind anders verteilt, sogar ausgewogener.
Ein kleines Beispiel für die Stärke des Films: Wir erleben in vielen anderen Streifen immer wieder Rückblenden. Sie sollen die Geschichte und das Wesen oder Agieren der Personen erklärbar oder einfach nur den Handlungsstrang interessanter, manchmal auch verwirrender machen. Der mir vorher unbekannte Hicks zeigt uns jedoch, daß die meisten dieser Versuche nur plumpe Annäherungen an erlebtes Erinnern waren und bringt hier wirklich emotionale, fast körperlich greifbare, manchmal nur sekundenlange Erinnerungsfetzen, wie ich sie in dämmrigen Momenten bisher nur persönlich, nie jedoch im Kino (oder Fernseher), erlebt habe. Ein Film zum Schwelgen, der es schafft, trotz der rahmenden Liebesleidgeschichte nicht in den hollywoodtypischen Kitsch abzudriften.
Ich kenne den zugrundeliegenden Roman nicht. So kann ich nicht beurteilen, ob die Adaption stimmig ist, ob es eine gute und/oder eigenständige Bearbeitung ist. Da mir die Antwort auf die Frage ohnehin egal ist, möchte ich auch nicht danach fragen. Auch Hitchkock hat aus miesen Vorlagen Grandioses geschaffen und ich möchte (jetzt ein böses Mißverständnis provozierend) vorschlagen, Hicks sollte sich zur Nachhilfe Krabbés mal an "Die Entdeckung des Himmels" von Mulisch heranmachen. Ganz anderes Thema, ganz anderes Buch - sicher. Aber warum nicht Äpfel mit Birnen vergleichen? Ich esse lieber Äpfel.
Nochmal an alle Kinobetreiber: "Führt ihn wieder auf!"
Und an M., die eine ganze Menge verschlafen hat: "Danke für den Glücksgriff!"
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