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Schmalspurganoven
USA 2000, Laufzeit: 94 Min., FSK 12
Regie: Woody Allen
Darsteller: Woody Allen, Tracey Ullmann, Tony Darrow, Hugh Grant, George Grizzard, Jon Lovitz, Elaine May, Michael Rapaport, Elaine Stritch

Es ist bekannt, dass Woody Allen bei seinen einmal im Jahr auf die Beine gestellten Film-Produktionen fast immer auf die selben Crewmitglieder zurückgreift. Doch dieses Mal konnten sich Suzanne McCabe, die Kostümdesignerin, und Santo Loquasto, der Ausstatter (für "Zelig", "Radio Days" und "Bullets over Broadway" war er für den Oscar nominiert), auf bisher nicht gekannte Weise austoben. Loquasto begab sich "auf einen Trip", wie er es selber formulierte, um sowohl das New Jersey-Arbeiterklasse-Milieu des Filmanfangs als auch die Neureichen-Luxusorgie im Park Avenue-Penthouse in der zweiten Hälfte des Films so drastisch und witzig wie möglich für die Leinwand zu drapieren. Zuerst hocken Ray und Frenchy (Woody Allen und Tracey Ullman) in einer engen, herzerweichend kleinbürgerlich eingerichteten Mini-Wohnung. Sie, in schrillen Billig-Klamotten, kocht Spaghetti und er, mit Jeansshorts, Sandalen und Socken - so abgrundtief hässlich sah man Woody Allen noch nie! - fantasiert von einem genialen Banküberfall. Nach dem Motto "Es wird schon schiefgehen" willigt Frenchy ein. Ray und drei tumbe Kumpanen, ein Quartett echter "Small Time Crooks" (so der Originaltitel), mieten einen Shop, um sich von dort durch den Keller ins benachbarte Bankgebäude zu buddeln. Oben verkauft Frenchy selbstgebackene Cookies. Während unterirdisch der reine Slapstick abläuft - von dem man annehmen konnte, dass Woody Allen es vielleicht schon verlernt hätte -, wird oben Frenchys Laden zum absoluten New Yorker Insider-Tip. Klar, dass der Überfall schief geht, aber so viele Dollars, wie man mit Cookies verdienen kann, wenn man's richtig aufzieht, konnten gar nicht im Banksafe sein. Der Polizist, der die Bande erwischt, hat die entscheidende Idee: Franchise! Ray und seine Ganoven konnten ohnehin nicht den Grundriss-Plan lesen und waren im total falschen Raum gelandet. Der Bulle hält dicht und findet sich bald darauf - wie die anderen Nieten auch - auf einem Vorstandsposten wieder. Das Verkaufs-System mit Ladenkette und Cookie-Fabriken schwemmt Millionen in die Kasse. Also finden sich Ray und Frenchy bald unter den Reichen und Berühmten wieder. Doch der Schock-Chic des Edel-Appartments und der neuen Garderobe der Emporkömmlinge veranlasst den etablierten Geldadel nur zu einem mitleidigen Kopfschütteln. Der windige Kunsthändler David (Hugh Grant) bietet sich an, den beiden Stil und Mindestkenntnisse beizubringen. Frenchy fällt drauf rein, säuselt durch Museen und Theater und gibt teures Geld für moderne Kunst aus, die David ihr aufschwatzt. Ray amüsiert sich dagegen, meist mit der ausgewählt dummen Cousine (Elaine May in einer hinreißenden Rolle), weiter bei Bier, Hamburgern und Fernsehserien. In der Ehe kriselt es gewaltig, denn Geld allein macht bekanntlich nicht glücklich. Herzerfrischende Seitenhiebe auf das Kulturgetue - Ray weigert sich zum Beispiel, die Machwerke an den Apartment-Wänden überhaupt anzuschauen, um keine Depressionen zu kriegen - und das gnadenlose Klima in den High-Society-Sphären sorgen reichlich für Lacher. Doch bald wird es Zeit, sich wieder auf die wahren Werte zu besinnen! Die auf Irrwege geratene Frenchy lernt ihre Lektion sehr schnell. Bankrott, aber zufrieden - so formuliert Woody Allen herrlich ironisch das Happy End seines Opus Nr. 31. Er wollte "einen leichten und sehr lustigen Film" machen, und das ist ihm gelungen!

(Heinz Holzapfel)

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