
J. Edgar
USA 2011, Laufzeit: 136 Min., FSK 12
Regie: Clint Eastwood
Darsteller: Leonardo DiCaprio, Naomi Watts, Armie Hammer, Josh Lucas, Judi Dench, Damon Herriman, Ken Howard, Jeffrey Donovan
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Biografisches Drama
Comicheld
„J. Edgar“ von Clint Eastwood
USA, 1919: Das Land hat Angst vor einer bolschewistischen Machtübernahme, tödliche Anschläge aus dem kommunistischen Lager schüren die Furcht. Der junge, ambitionierte Justiz-Beamte J. Edgar Hoover (Leonardo DiCaprio) setzt alle Mittel in Bewegung, die Gefahr abzuwenden. Doch die Bundesbehörde, für die er arbeitet, ist nicht strukturiert und arbeitet wenig effektiv. Dann wird Hoover Direktor des Federal Bureau of Investigation, des FBI. In seiner Amtszeit (1924 bis 1972) erwächst die Behörde zu einer mächtigen, politisch unabhängigen Organisation, die sich professionalisiert, in der aber zuweilen auch auf Rechtsstaatlichkeit gepfiffen wird, um Gefahren für das Land abzuwenden.
Regisseur Clint Eastwood bemüht sich erst gar nicht, Einfluss, Taten und Untaten des schillernden Politikers allumfassend auf die Leinwand zu bannen. Eastwood konzentriert sich auf markante, historische Eckdaten, die sowohl Hoover als auch die Behörde selbst entscheidend prägten: Die Kommunistenjagd in den 20er Jahren, die vom Kampf gegen das organisierte Verbrechen abgelöst wurde, der Entführungsfall um den Lindbergh-Sohn und das zweifelhafte Vorgehen Hoovers gegen die Bürgerrechtsbewegung in den 60ern. Zeitlich verschachtelt begegnet man dabei Hoovers konstanten Begleitern: Seiner Sekretärin Helen Gandy (Naomi Watts), seinem Stellvertreter Clyde Tolson (Armie Hammer, „This Social Network“) und seiner Mutter (Judi Dench). Ebenso wichtig wie Hoovers politisches Agieren ist Eastwood der Blick auf den Menschen, der hinter dem mächtigen FBI-Direktor steckt: Leonardo DiCaprio beeindruckt in der Titelrolle, spielt den jungen Akademiker mit ehernen Absichten ebenso überzeugend wie den reiferen Direktor, der zunehmend unkorrekt um gesellschaftliche Anerkennung und beruflichen Erfolg kämpft, während er sich schmerzvoll seiner Zuneigung zu Clyde Tolson verwehrt. Hoover bleibt eine zwiespältige Figur, die einerseits Erfolge dabei aufweist, sein Land zu verteidigen, die emotional leidet, die andererseits ihre Position für persönliche Fehden ausnutzt und die den Comichelden, als der Hoover in den Zeitungen seiner Zeit gegen das Übel kämpft, auch zur lebenden Legende zu puschen sucht. Ein Kämpfer, ein Beamter, ein Schurke – und nicht zuletzt ein unglücklich Verliebter, der seine Homosexualität sein Leben lang versteckt und der tragisch geprägt ist von seiner Liebe zu seiner Übermutter.
Ein spannendes Portrait, das Eastwood dezent mit dem Klavier begleitet, es in ansehnlichem Zeitkolorit einfängt und das von großartigen Darstellern getragen wird.

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