Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück
Kanada, Deutschland, Frankreich, Südafrika 2014, Laufzeit: 114 Min., FSK 12
Regie: Peter Chelsom
Darsteller: Simon Pegg, Rosamund Pike, Toni Collette, Stellan Skarsgård, Jean Reno, Christopher Plummer
>> www.hectorsreise.de
Leichthändige, tragikomische Sinnsuche
Süßkartoffeleintopf
„Hectors Reise oder Die Suche nach dem Glück“ von Peter Chelsom
Der französische Psychologe und Mediziner François Lelord wurde durch die Sorgen seiner Patienten zu einer literarischen Suche nach dem Glück inspiriert. Seinen Helden Hector schickte er in bereits mehreren Romanen rund um den Erdball, Hectors erste literarische Reise aus dem Jahr 2002 nun liegt diesem Film zugrunde. Es ist die Geschichte des Psychologen Hector (Simon Pegg), der ein geordnetes Leben in London führt. Hector lebt mit seiner Freundin Clara (Rosamunde Pike) zusammen, die ihn liebt und bemuttert. Die Praxis läuft gut. Doch mit der Zeit verzweifelt der Seelendoktor, denn er kann nichts wirklich ausrichten gegen das Unglück, in dem sich seine Patienten wähnen. Und so beschließt er, Frau, Job und London vorübergehend hinter sich zu lassen, und begibt sich auf eine Reise, die ihn nach China über Südafrika bis nach Kalifornien führen soll. Clara gibt ihm ein Reisetagebuch mit auf den Weg, in dem er seine Erkenntnisse mit Notizen und Zeichnungen vermerken soll. Investementbanker, erotische Begegnungen, Mönche, Drogenbarone, Glücksforscher, alte Freunde oder einfach nur Sitznachbarn bringen Hector der Definition des ungreifbaren Glücks näher.
Der britische Regisseur Peter Chelsom („Weil es dich gibt“) inszenierte den Roman als episodisches Roadmovie. Der Erfolg des Buches rechtfertigte wohl die prominente Besetzung, wobei selbst Simon Pegg („Shaun of the Dead“, „Star Trek“) in der Titelrolle überzeugt, weil er endlich einmal nicht bloß als Clown fungiert, sondern auch zu berühren vermag, wenn das Abenteuer zum Ende hin zunehmend Tiefe erlangt. Rosamunde Pike spielt gewohnt erfrischend, Hectors Begegnungen unterwegs verkörpern Größen wie Stellan Skarsgård, Jean Reno, Toni Collette und Christopher Plummer. Kinobesucher jenseits des deutschsprachigen Raumes haben das Glück, Veronica Ferres nicht wiederzuerkennen, die in einer Nebenrolle als Patientin auftritt.
Und damit wären wir schon wieder beim Thema, dem Glück. Oder genauer, dem Glück aus der Perspektive des westlichen Wohlstandsbürgers in Person des Neurosen-Fachmanns Hector. Die Einsichten, die Hector unterwegs erlangt und mit frechen Skizzen in seinem Reisetagebuch festhält, schwanken irgendwo zwischen Offenbarung und Phrase. Glück bedeutet hier zum Beispiel, etwas nicht zu wissen. Für den einen liegt Glück nur in der Zukunft, für den anderen ist Glück nichts anderes als ein Süßkartoffeleintopf. Unterm Strich genommen mündet die Definitionsbestimmung in der heiter besinnlichen Relativierung. Wesentlich ist dabei jedoch, dass sich Hectors Suche für den geneigten Zuschauer anregend gestalten kann, wenn man sich vor der Leinwand dabei ertappt, wie man seine eigene Weltanschauung mit dem Thema Glück abgleicht. Sprich, das unterhaltsame Abenteuer liefert neben Schmunzeln und feuchten Augen auch Inspiration.
Und somit schließen wir diese Rezension mit einer Einsicht, die hoffentlich nicht so profan ist wie sie klingt: Glück ist relativ. Und dafür braucht es nicht zwingend einer Weltreise. Mitunter genügt da auch schon ein Kinobesuch.
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(Hartmut Ernst)
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