
Enkel für Anfänger
Deutschland 2020, Laufzeit: 104 Min., FSK 6
Regie: Wolfgang Groos
Darsteller: Maren Kroymann, Heiner Lauterbach, Barbara Sukowa, Julius Weckauf
>> www.studiocanal.de/kino/enkel_fuer_anfaenger_
Generationenclashkomödie mit reifer deutscher Starbesetzung
Es ist Zeit loszulassen
„Enkel für Anfänger“ von Wolfgang Groos
Dass die Seniorenkomödie ein Trend ist, der einem zahlungskräftigen, stetig wachsenden und zunehmend fitten Ü60-Publikum Rechnung trägt, zeigt sich im deutschen Kino seit Jahren – an Dieter Hallervorden in „Sein letztes Rennen“ zum Beispiel oder Jan Josef Liefers‘ Altersheim-Rock‘n‘Roll in „Die Spätzünder“. Erst 2014 konnte man zusehen, wie Heiner Lauterbach in „Wir sind die Neuen“ WG-Rentner ein paar spießigen Studenten aus der Nachbarwohnung Entspannung lehrte. Lauterbachs Part in „Enkel für Anfänger“ sieht nicht so sehr anders aus. Nur dass diesmal die Generation der helikopternden Eltern vorgeführt wird – aus Sicht der kopfschüttelnd daneben stehenden Alten.
Gerhard (grandios trocken: Lauterbach), Karin (Maren Kroymann) und Philippa (Barbara Sukowa) sind an einem ruhigen Lebensabend angekommen. Seit dem Verscheiden seines Mannes hat Gerhard nicht viel mehr getan, als täglich auf den Zeitungsboten zu warten und seinen Hund – ganz buchstäblich – zu Tode zu langweilen. Karin erkennt erst als Frührentnerin, dass ihr Mann lieber den Rasenmähroboter bewacht als mit ihr nach Neuseeland zu fliegen. Nur Philippa scheint als Leih-Oma im „Enkeldienst“ Erfüllung zu finden. Als sie ihre Freunde auch dazu überredet, findet Karin sich mit Dominosteinen auf dem Teppich wieder, und Gerhard klaubt plötzlich Legosteine von den Fußsohlen. Aber es sind weniger die Kinder, die den Job zum Nerventest machen, als ihre hysterischen Eltern.
Die Botschaft des familienfilmaffinen Regisseurs Wolfgang Groos („Die Vampirschwestern“) ist so klar wie wertetraditionell: Kinder, hört auf die Alten, die wissen noch, worauf es ankommt. Immerhin verpackt er das Ganze als kurzweilige Feelgoodkomödie, deren Moralkeule angenehm leicht ist. Die Dienst-Großeltern haben den begeisterten Kindern viel Ungewohntes zu geben, über das sie reichlich verfügen: Zeit, Freiheit, Humor und Gelassenheit. Eine Reihe witziger Szenen holt das erste Filmdrittel so aus der ironischen Bloßstellung junger Mamas und Papas, die ihrer pädagogischen Panik mit Dinkelbrezeln, Transfettverboten, Trillerpfeifen und GPS-Trackern entgegentreten. Bevor das in redundantem Klamauk endet, kommt der Film zu seinem eigentlichen Thema: den Seelennöten des Alters, wenn Einsamkeit um sich greift und die Angst, vielleicht nie wieder gebraucht zu werden.
In den Figuren bündelt Groos dabei durchaus charmant einige Stereotypen deutschen Rentnertums: Da ist die angestrengt flippige Alt-68erin mit dem fatalen Hang, ihrer Pflegeenkelin Cola und Supermarktdiebstahl nahezubringen. Der Modelleisenbahnbauer, der Ruhestand und Langeweile nicht mehr auseinanderhalten kann und mag. Und seine frustrierte Frau, die sich nach über 30 Jahren Ehe fragt, ob das nun wirklich alles war. „Enkel für Anfänger“ unterhält als tragikomische Kontemplation über die neuen jungen Alten. Und in seinen besten Momenten als präzise Zeitgeistsatire.
(Renée Wieder)

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