
Die Poesie des Unendlichen
Großbritannien 2015, Laufzeit: 109 Min., FSK 6
Regie: Matt Brown
Darsteller: Dev Patel, Jeremy Irons, Toby Jones
>> www.diepoesiedesunendlichen.de
Emotionale Geschichtsstunde
Der geniale Inder
"Die Poesie des Unendlichen" von Matthew Brown
Für Filmemacher ist es immer wieder eine besondere Herausforderung, Dinge in Bilder zu packen, die ein durchschnittlicher Kinozuschauer eigentlich gar nicht begreifen kann. Geistige Errungenschaften aus den unterschiedlichsten universitären Disziplinen üben gleichwohl eine Faszination aus, erzählt zu werden, erst recht, wenn der Weg dorthin ungewöhnlich oder mit besonders vielen Hürden versehen war. Zuletzt hat sich James Marsh in „Die Entdeckung der Unendlichkeit“ mit einem solchen Themenkomplex auseinandergesetzt, indem er das Leben und seinesgleichen suchende Werk des Astrophysikers Stephen Hawking Revue passieren ließ. Das Ergebnis war ein emotional bewegendes Charakterdrama, das bei der Oscar-Verleihung mit dem Darstellerpreis für Eddie Redmayne belohnt wurde, über das schwierige Thema von Hawkings Bahn brechenden Entdeckungen aber ziemlich wenig vermitteln konnte. Das ist nun auch bei „Die Poesie des Unendlichen“ von Matthew Brown („Ropewalk“) nicht anders, ein Film der sich ebenfalls mit einem legendären Wissenschaftler des 20. Jahrhunderts beschäftigt und tatsächliche Vorkommnisse nachzeichnet.
Srinivasa Ramanujan (Dev Patel) hatte zwar kein körperliches Handicap, das mit seinen sensationellen geistigen Errungenschaften einher ging, dafür stand ihm in den 1910er Jahren seine Herkunft lange Zeit im Wege. Als kleiner indischer Buchhalter aus Madras wurde er nirgendwo ernst genommen oder verstanden, bis einer seiner Briefe das Interesse von G.H. Hardy (Jeremy Irons) in Cambridge weckte. Hardy ließ Ramanujan nach England kommen und stellte ihm in Aussicht, seine erstaunlichen Formeln zu publizieren. Für den traditionellen britischen Gelehrten waren die intuitiven Einfälle des Inders allerdings nicht stichhaltig genug, er verlangte nach Beweisen für Ramanujans bemerkenswerte Behauptungen. Die meisten von Hardys Kollegen haderten indes allein schon mit der Herkunft des Mathematikers, den sie einfach nicht für vollwertig nehmen konnten. Matthew Brown fällt es verständlicherweise nicht leicht, die Faszination der Zahlen, die seine Protagonisten empfinden, für sein Publikum erfahrbar zu machen. Dementsprechend nehmen die Formeln und Beweise in seiner Geschichte einen verhältnismäßig kleinen Raum ein. Stattdessen bricht er Ramanujans Biografie auf dessen private Komponenten herunter, erzählt von emotionalen Fallstricken durch die Trennung von seiner Frau und durch die Konkurrenz zwischen der Mutter und der Ehefrau, die zu viel persönlichem Leid führt. Gleichwohl verkommt „Die Poesie des Unendlichen“ nicht zu einem seichten Liebesfilm, weil es Matthew Brown sehr anschaulich gelingt, das Verhältnis zwischen Großbritannien und Indien während der Kolonialzeit zu bebildern und die universitären Strukturen während dieser Zeit nachzustellen.
(Frank Brenner)

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