
Der Helsinki Effekt
Finnland, Deutschland, Norwegen 2025, Laufzeit: 88 Min., FSK 0
Regie: Arthur Franck
>> riseandshine-cinema.de/portfolio/der-helsinki-effekt/
Zugängliche, aufschlussreiche Doku zur KSZE
Konsens
„Der Helsinki Effekt“ von Arthur Franck
Regisseur Arthur Franck stammt aus Helsinki. Eben dort, in der finnischen Hauptstadt, unterzeichnen vor fünfzig Jahren 35 Staats- und Regierungschefs die Schlussakte der Konferenz über Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (KSZE). Europa, die USA und Kanada: 27 kapitalistische und acht sozialistische Staaten finden im Kalten Krieg eine Übereinkunft. Insgesamt zieht sich die Konferenz von 1973 bis 1975 über drei Phasen. Mühsam, mitunter zermürbend, aber immer lösungsorientiert – und mit einem Ergebnis, zu dem am Ende alle Beteiligten ihre Unterschriften leisten. Nicht bindend, bloß als Absichtserklärung. US-Präsident Gerald Ford verweist entsprechend darauf, dass Taten zählen werden. Und gemeint sind damit wohl vor allem Taten, die unterbleiben. Mit dem Konsens der Konferenz erfolgt eine Entspannung zwischen Ost und West. Der Kalte Krieg deeskaliert, die Sowjetunion löst sich auf. Demokratien brechen sich Raum, die Mauer fällt.
Arthur Franck will genauer wissen, was damals passiert ist in seiner Stadt. Also begibt er sich ins Archiv. Dort finden sich nicht bloß Film- und Fernsehdokumente, sondern jede Menge Gesprächsprotokolle aus dem Backstage-Bereich. Sie waren lange Zeit als geheim eingestuft, sind aber seit den Nuller Jahren zugänglich. Franck ist nun der erste, der sie öffentlich verwendet. Er bettet sie ein in seinen Dokumentarfilm, der sich ausschließlich aus Archivmaterial zusammensetzt. Die Passagen aus den Gesprächsprotokollen werden von einer Voice AI vertont, was gut funktioniert. Es sind aufschlussreiche Dialogpassagen. Oft irritieren sie, meistens sind sie amüsant.
Franck liefert eine persönliche, subjektive Einordnung. Seine Vertiefung gelingt nur insofern, als dass auch sie die zweijährige Verhandlungsphase nur oberflächlich untersuchen kann. Das Material gäbe sicherlich ein vertiefendes, serielles Format her. So aber gestaltet sich diese Doku als sympathisch leichthändig montierte, oftmals munter bis polemisch kommentierte Einordnung, die vor allem eines ist: zugänglich. Der Fokus richtet sich dabei auf die Konferenzparteien USA, UdSSR und Finnland – also auf die Hauptkonfliktpartner und den Gastgeber. Über allem aber thront über allem die Macht der Diplomatie. Verhandlungen, resümiert Franck, finde er „eigentlich ganz schön“. „All das“, sagt er, „ ist immer besser als die Alternative.“
Zugleich ist die Alternative unmittelbare Folge dieses historischen diplomatischen Akts – gehört die OSZE doch zu dem, was ein Putin heute verflucht, folglich den Dialog verweigert und kompromisslos auf Maximalforderungen beharrt. Man weiß nicht, inwiefern die OSZE einem Donald Trump ein Begriff ist, aber auch er ist bekanntlich kein Freund multilateraler Konferenzen und beschränkt sich lieber auf bilateral erpresste „Deals“. Der Austausch auf Augenhöhe, gemeinschaftlich konstruktiver errungener Konsens – das verstehen autoritäre Staatsoberhäupter nicht.
„Der Helsinki Effekt“ zeigt am Ende, anders als damals von Leonid Breschnew prophezeit, durchaus Gewinner und Verlierer der KSZE. Aber er erzählt vor allem davon, wie sich dramatisch zerstrittene, von Misstrauen und Ego geprägte Weltmächte wieder und wieder zusammenfinden, einander zuhören und einen Konsens suchen. Jenseits von Schützengraben, Angst und Schrecken. Wohltuend ist hier dabei, dass wir hinter den Politikern nicht zuletzt auch Menschliches erkennen.
(Hartmut Ernst)
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