Normalerweise ist das Wehklagen unter Akteuren und Amtsträgern kommunaler Kultur groß, wenn die Zukunft einer ihrer alteingesessenen Institutionen infrage steht. Anfang des Jahres formierte sich im Fall des Djäzz Jazzkellers sogar eine Bürgerinitiative, die zu einem Gutteil dazu beitrug, dass der Club jetzt aller Voraussicht nach an einem anderen Standort fortbestehen kann. Im aktuellen Fall des Hundertmeisters, das Ende März Insolvenz anmelden musste, blieb der Sturm der Entrüstung aber zugunsten einer kontroversen Diskussion über die Organisationsstruktur und den Kulturauftrag der Duisburger Kulturinstitution aus.
Schon im vergangenen Jahr geriet das Hundertmeister durch fragwürdige finanzielle Abkommen in die Schlagzeilen. Damals ging die Gemeinnützige Baugesellschaft GEBAG als Besitzerin der Immobilie am Duisburger Dellplatz mit der für viele Städter und auch den Kulturdezernenten Karl Janssen neuen Information an die Öffentlichkeit, dass der das Zentrum betreibende eingetragene Verein schon seit Jahren keine Miete mehr zahlen würde und dieser Umstand für den Duisburger Steuerzahler nicht mehr hinzunehmen sei. Das war verwunderlich, schließlich lief der gastronomische Betrieb sehr gut und auch das kulturelle Programm war schon lange von riskanten, künstlerisch abseitigen Veranstaltungsreihen zugunsten von sicheren Umsatzbringern mit erwartbar gutem Zuspruch abgerückt.
Doch ganz offenbar haben sich in der Organisation des Hundertmeisters über die Jahre Strukturen etabliert, die zu wahren Geldfressern mutierten. Es ist für Außenstehende kaum darstellbar, warum ein vom Kultursäckel der Stadt massiv geförderter Betrieb nicht seriös wirtschaften kann, während andere Clubs und Musik-Kneipen in der Stadt mit deutlich geringerer Unterstützung das offenbar können. Vermutungen dieser Art werden zusätzlich durch das starke Interesse mehrerer privat wirtschaftender Duisburger Gastronomen gefüttert, die das Hundertmeister übernehmen wollen. Ohne Zweifel: Es ist durch seine Lage, seinen Bekanntheitsgrad und den baulichen Zustand ein Filetstück innerhalb der Stadt, das nicht nur gut laufen, sondern in seinem Veranstaltungsprogramm sogar noch viel prägnanter und mutiger sein könnte.
Vielleicht ist ein Crash, verbunden mit einem Neustart, für die Zukunft der Institution am Dellplatz sogar eine Chance. Und vielleicht bestünde dann auch die Gelegenheit, wieder eine größere Bandbreite kultureller Inhalte im Hundertmeister zu etablieren. Wie auch immer das Zentrum dann heißen wird. Ende Mai läuft der Mietvertrag für das Gebäude in seiner jetzigen Form aus, bis Ende April sollte ein neues Konzept für eine Fortführung vorgestellt werden. Es ist zu hoffen, dass dieses Konzept tragfähiger und solider aussieht als das bisherige.
Ausgewählte Termine im Mai: True Note Club, Fr 13.5. I Duisburg Delluxe, Sa 28.5. I Murat Topal, So 29.5. I je 20 Uhr I 0203 279 16
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