Es waren ein Bild und ein Vortrag, die den romantischen Maler Johann Anton Ramboux wieder ins Bewusstsein riefen: Auf dem Kunsthistoriker-Kongress 1912 in Rom stellte Aby Warburg Piero della Francescas Renaissance-Fresko der „Konstantinsschlacht“ neben Ramboux‘ Malerei-Nachahmung auf Papier – mit dem abschätzigen Urteil, dass es sich eben doch nur um eine Kopie handle. Aber er hatte viele Fragen der Bewahrung von Kunst und damit wiederum zur Bedeutung von Ramboux‘ Werken aufgeworfen, die nun auch die Ausstellung im Clemens Sels Museum beschäftigen.
Johann Anton Ramboux (1790-1866) war hoch anerkannt in seiner Zeit. Nach der künstlerischen Ausbildung bei Jacques-Louis David in Paris und an der Akademie in München hat er sich – wie so viele Künstler seiner Zeit – nach Rom begeben. Er schloss sich den Nazarenern an, jenen Deutschrömern, die eine Versöhnung der deutschen Kunst und der italienischen Renaissance anstrebten. Diese Malerei ist voller Klischees, aber von einer großen Innigkeit. Von Rom aus ist Ramboux durch Italien zu den zentralen Orten der Kunst gereist und hat mit Aquarell, Gouache und Bleistift im handlichen Format die dortigen Meisterwerke gemalt. Seine dokumentarische Wiedergabe findet mit großem Einfühlungsvermögen statt. Zwischen 1816 und 1842, mit zehnjähriger Unterbrechung, in der er sich in seiner Heimatstadt Trier aufhält, kopiert er auf seinen Italien-Reisen mehr als 400 Kunstwerke aus der Zeit vom 4. bis zum 16. Jahrhundert. Die eigentliche Idee, sie als Lithographien in einem Band zu verbreiten, konnte er lediglich in Ansätzen realisieren. Als Summe aber stellen die Bilder ein „Museum Ramboux“ dar: Dieses ermöglicht – vor den Zeiten der Fotografie – den Blick auf die Weltkunst auch fern von ihrem Standort. Und es dokumentiert den damaligen Zustand, noch vor späteren Beschädigungen etwa der Wandbilder. Aber Ramboux liefert auch eine malerische Interpretation von künstlerischem Wert. So nahm er mitunter Ausschnitte und zog die Darstellungen, die der Architektur über Raumkanten hinweg folgten, auf der Papierfläche zusammen. Eigenständig sind schon seine farbliche Glättung und der leicht steife Malstil mit der scharfen Konturierung.
Geplant waren diese Blätter übrigens für den Unterricht. Mit Unterstützung des preußischen Kronprinzen wurden sie der Lehr- und Studiensammlung der Kunstakademie Düsseldorf gestiftet und dort 1841-1918 ausgestellt. Ramboux selbst wurde nach seiner endgültigen Rückkehr nach Deutschland zum Konservator der Wallrafschen Sammlung in Köln berufen. In Neuss werden nun seine eigenen Werke museal präsentiert, und dazu muss man die Vorlagen selbst nicht kennen, auf die aber hingewiesen wird. Jedenfalls damit und als Mitglied der Nazarener ist auch er ein kleines bisschen Kunstgeschichte.
„Johann Anton Ramboux – Italien so nah“ | bis 22.5. | Clemens Sels Museum Neuss | 02131 90 41 41
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