Immer wieder stand in den letzten Jahren die Subvention der Leverkusener Jazztage durch die Stadt Leverkusen in der Diskussion. Die kurzfristige Absage des traditionellen Jazzfestes in der Farbenstadt am Rhein von Veranstalterseite als Druckmittel auf den Stadtsäckel war phasenweise selbst schon Tradition. Jetzt gibt es – in der 33. Ausgabe – keinen Euro mehr von städtischer Seite. Und der WDR, ein anderer wichtiger Partner, schränkt sein Engagement zusätzlich ein. Aber das Festival blüht wie eh und je und strahlt überregional Lockrufe aus mit großen Namen. Alle überstrahlt dabei ein großer Tenorist, der einst den Titel „Colossus“ verliehen bekam und als der letzte der lebenden Meilensteine der Jazzgeschichte gelten darf: Sonny Rollins.
83 Lenze zählt die Weltenfahrt des Jazzmusikers, wenn er nun in Leverkusen Station nimmt. Er hatte jede Menge Abenteuer zu bestehen, zog sich zeitweise sogar ganz aus dem Musikgeschäft zurück und fristete als Gelegenheitsarbeiter seinen Lebensunterhalt. Jahre verbrachte er übend auf einer Brücke, wie andere Kollegen suchte er nach der Wahrheit bei indischen Gurus. In einer Session mit Miles Davis brachte er als junger Mann eigene Stücke mit, die schnell als feste Standards in die Weltsprache Jazz eingingen. Etwas schwer zu ertragen sind die ausufernden Längen seiner selbstverliebten Improvisationen, die seine exzellenten Sidemen häufig zu Statisten degradieren – und das wurde im Alter nicht besser, wie sein letztes Konzert in Düsseldorf zeigte. Aber sein großer rauer Ton und seine schier endlose Kraft waren noch bestens erkennbar – Rollins bleibt Kult.
Ansonsten drängen liebe Bekannte der letzten Jahre auf die Hauptbühne. Inventar John McLaughlin teilt sich einen Abend mit dem Sting-Gitarristen Dominic Miller. Namensbruder Marcus Miller donnert auf seinem E-Bass in einem Konzert, das auch an die Legende Jaco Pastorius erinnert, mit einer fetzigen Bläser-Brise der WDR Big Band und den Gästen Peter Erskine und am Bass Victor Bailey. Funky und tanzbar bedienen gleich mehrere Bands die Joggingfreunde, allen voran die schöne blonde Candy Dulfer und die Bands „Incognito“, „Tower of Power“ und auch „Fourplay“. Deutsche Kost servieren Altmeister Paul Kuhn und – für Jazzohren – „Altrocker“ Klaus Doldinger mit Passport. Tanzbar ist auch die Musik eines Damenkränzchens in der Woman’s Night, in der aber auch männliche Musikfreunde willkommen sind: Esperanza Spalding, Y’Akoto und Butterscotch heißen dabei nicht die Mixgetränke an diesem Abend, sondern die musikalischen Gäste. Themenabende sind schon lange die Spezialität der Jazztage, und am Tag der Akustik-Gitarre musste nichts passend gemacht werden: Der australische Mann mit den vier Armen, Tommy Emmanuel, trifft auf die amerikanische Legende Leo Kottke und den hiesigen Zigeunerjazzer Joscho Stephan. Alles schön bunt auf dem Fest, dessen Gesamtprogramm mit seinen Clubbühnen sich nur mit einem gedruckten Fahrplan oder im Internet erkunden lässt. Gratulation jetzt schon mal zum Überleben: 3x11 ist ein runder Geburtstag im Rheinland.
„33. Leverkusener Jazztage“ I 2.-10.11. I Forum in Leverkusen I 02171 76 79 59 I www.leverkusener-jazztage.de
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