Martin Gruber, Sohn eines Schlagzeugers aus Salzburg und erwiesenermaßen ein sehr ungewöhnliches Talent, hat in den letzten Jahrzehnten eine sehr beachtliche Emanzipation des Schlagwerks als Soloinstrument bewirkt. Seine virtuose und gleichermaßen spielerische Leichtigkeit, gepaart mit einem Dauerlächeln bei geradezu sportlichem Einsatz zwischen einer Vielzahl imposanter und exotischer Perkussionsapparate, entfesselte die Faszination, die ihn binnen kurzer Zeit zum erfolgreichsten Klassikstar der Trommeln aufsteigen ließ – mit multimedialen Show-Formaten in Funk und Fernsehen. Zu seinem 40sten Geburtstag zog er sich im letzten Jahr aus dem Konzertleben zurück, um eine App namens „MyGroove“ zu entwickeln. Deshalb müssen jetzt andere ran, der Weg ist frei für die Solo-Perkussion.
Das passt ganz herrlich zum Multiperkussionisten Alexej Gerassimez, der seit Jahren ebenfalls phänomenale Musikshows liefert. Klassik mischt er mit Neuer Musik und Jazz. Drei Spielzeiten gastierte er als „Junger Wilder“ am Konzerthaus Dortmund, beinahe ein Heimspiel für den gebürtigen Essener, der allerdings mittlerweile als Professor an der Hochschule in München lehrt. Sein aktuelles Konzert findet auch im Rahmen der Green Culture Week statt, eine Initiative zur Nachhaltigkeit in der Kultur. Auf dieses Thema wollen Dortmunder Kulturinstitutionen die Aufmerksamkeit lenken. Gerassimez, der sich mehrfach als Komponist bewährte, hat dazu seine „Suite of Elements“ aufs Programm gesetzt. Er selbst schreibt dazu: „In meiner Komposition ,Suite of elements‘ begeben wir uns auf eine bewusstseinserweiternde Entdeckungsreise und erforschen die Seele und das Wesen eines jeweiligen Elements“, so zitiert ihn der Pressetext des Konzerthauses Dortmund. Stoffe des täglichen Lebens werden hier bearbeitet, Holz, Stein, Metalle und selbst Wasser fließen in diese Komposition ein. Der Schlagwerker wird da manchmal zum Heimwerker beim Erforschen neuer Geräusche und Materialien.
Gerassimez stammt aus einer musikalischen Familie, mehrere Brüder sind ebenfalls Musiker. Für sein Konzert u.a. mit „Canto ostinato“, im Titel schon ein Perkussions-freundliches Werk des Komponisten Simeon ten Holt, versammelt er verschiedene Kollegen und ein Klavier – auch eine Art Perkussions-Instrument.
Alexej Gerassimez & Friends – Elements of Nature | Mo 18.03. 19 Uhr | Konzerthaus Dortmund | 0231 22 69 62 00
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Friedenslieder zum Jahresende
„Silvesterkonzert – Bernstein & Gershwin“ in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 12/24
Originelle Qualität
„Weihnachten mit Daniel Hope“ in der Philharmonie Essen – Klassik an der Ruhr 12/24
Sinfonische Vollender
Gil Shaham in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 11/24
Aus Alt mach Alt
Tage Alter Musik in Herne 2024 – Klassik an der Ruhr 11/24
Weiblicher Beethoven
Emilie Mayers 5. Sinfonie im Konzerthaus Dortmund – Klassik an der Ruhr 10/24
Ein Himmel voller Orgeln
Zwei Orgelfestivals in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 10/24
Nach François-Xavier Roth
Der Abgang des Kölner GMDs sorgt für Umbesetzungen – Klassik am Rhein 09/24
Barock und Filmmusik
Open-Air-Konzerte „Viva Italia!“ im Ruhrgebiet – Klassik an der Ruhr 08/24
Exotische Musik
„Sounds of Nature“ und „Diálogos de amor“ beim Niederrhein Musikfestival 2024 – Klassik am Rhein 08/24
Akademische Bürgernähe
Michael Ostrzyga dirigiert „Elias“ in Bergheim und Köln – Klassik am Rhein 07/24
Pop-Hit trifft düstere Rarität
Semesterkonzert an der RUB – Klassik an der Ruhr 07/24
Bruckners „verfluchte“ Neunte
„Von Herzen – Letzte Werke“ in Bochum – Klassik an der Ruhr 06/24
Mit virtuoser Blockflötistin
33. Festival Alte Musik Knechtsteden in Dormagen und Köln – Klassik an der Ruhr 09/24