Jefta Van Dinthers Arbeiten wurden zu zahlreichen Festivals eingeladen, von 2012 bis 2014 war er künstlerischer Leiter des MA Programms für Choreografie am DOCH in Stockholm und wurde 2013 mit dem Tanzpreis der Schwedischen Theaterkritiker ausgezeichnet. Alexandra Bachzetsis Arbeiten sind bereits in Deutschland, England den Niederlanden und der Schweiz gezeigt worden. Unter anderem zeigte sie ihre Arbeit auf der Documenta (13), 2018 wurde sie mit dem Züricher Kunstpreis ausgezeichnet. Die ChoreografInnen haben ganz unterschiedliche Ansätze für ihre neuen Stücke gewählt.
Die „dark field analysis“ (Dunkelfeldmikroskopie) ist eine sehr alte Diagnosemethode in der alternativen Medizin, mit deren Hilfe das Blut untersucht wird. Vor einem dunklen Bildhintergrund setzen sich andere Strukturen hell ab und können beobachtet werden. Dies inspirierte Jefta van Dinther dazu, das Lebendigsein zu untersuchen und menschliche Körper mit tierischen Körpern oder nicht-lebendigen Materialien in Verbindung zu setzen. Zwei Tänzer (Juan Pablo Cámera und Roger Sala Reyner) begegnen sich auf einem Teppich und werden so zu den hellen Strukturen, die es zu untersuchen gilt. Die musikalische Begleitung basiert auf zwei Songs der Sängerin PJ Harvey, deren dunkle Stimme und häufig dunklen Zeilen die Stimmung entscheidend unterstützen werden. Die Vorstellung der pulsierenden Blutströme dienen als Bildquelle und roter Faden für van Dinthers Stück. Es geht also um das Menschsein, um die Essenz dessen was uns von anderen Seinszuständen unterscheidet, um Menschlichkeit vielleicht...
Im Gegensatz dazu fand Alexandra Bachzetsis ihre Inspiration in den Bilderfluten, die uns täglich umgeben. Bachzetsis fragt sich, wie wir in inszenierten Bildern von Instagram und Co und den ewig jung bleibenden Körpern noch etwas Echtes finden. Sie setzte sich mit Youtube-Tutorials zu Themen wie „Posing“ und „Realness“ auseinander, betrachtete aber genauso urbane Bewegungsformen wie das Vogueing, die dazu dienen, sich besonders in Szene zu setzen. Eine weitere Inspirationsquelle waren die abstrakten Bewegungen und Verfremdung der Körper des Triadischen Balletts von Oskar Schlemmer. All diesen Spielarten, die wir uns aneignen, nähert sich Bachzetsis mit feiner Ironie. Was finden wir also unter all den anerkannten, bekannten Normen und Codes von Selbstdarstellung? Was hat das alles mit uns zu tun? Diese Fragen können wir uns in „Escape Act“ stellen.
So unterschiedlich die Ansätze auch sind, so ist es doch interessant, dass sie sich an einem Punkt treffen: Es geht darum, etwas offenzulegen, etwas abzulegen oder zu Essenzen zu gelangen. Für jede*n Zuschauer*in werden die Bildwelten dieser Arbeiten eigene Fragen aufwerfen und eigene Schlüsse bereithalten.
Jefta van Dinther Performance: „Dark Field Analysis“ | 5., 6.10. 20 Uhr | Alexandra Bachzetsis: „Escape Act“ | 19., 20.10. 20 Uhr | PACT Zollverein
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