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Von Chimären und Avataren

27. August 2015

11. Kölner Musiknacht am 19.9. – Klassik am Rhein 09/15

Die elfte Spielzeit, kurz vor der elften Jahreszeit, wiegt in Köln naturgemäß besonders schwer. Die neue Dekade, die jetzt für die Kölner Musiknacht anbricht, zeichnet sich im Gegensatz zur traditionsverliebten Karnevalszeit durch eingreifende Novitäten aus. So suchen die Veranstalter verstärkt in der Kölner Innenstadt ihre Konzertstätten. Der Blick fokussiert im Stile „Mona Lisa“: der Schönen hatte Leonardo da Vinci diesen erotischen Silberblick verpasst, bei dem sich in der Ferne die Blickfelder kreuzen – und „Kreuzungen“ heißt das Motto-Thema der aktuellen Musiknacht.

Ob Begehr des Publikums oder innovative Planung, es ist immer gut, wenn eine solche Initiative beweglich bleibt und reagiert. Diese einzigartige Leistungsshow der freien Kölner Szene möchte in ihrer Suche nach künstlerischer Herausforderung in ungebremster Aufbruchsstimmung postulieren: Es geht auch ganz anders!

Das Motto schwächt diesen revolutionären Ausruf ab und besteht nicht auf das „ganz“. In den bekannten und historisch nicht wirklich seltenen Formen von Kreuzungen jeder Art auf musikalischem Terrain besticht ja gerade die Mischung von Alt und Neu – und darin die Reaktion der Stoffe und auf musikalischer Ebene von Menschen aufeinander.

Das Motto provoziert natürlich die wildesten Arten und Verwicklungen, denn Kreuzungen können sowohl rein oberflächliche Begegnungen hervorrufen, im biologischen Sinne entstehen dabei aber ganz neue Formen und Gestalten. Im musikalischen Bereich verletzen Kreuzungen historische, kulturelle oder nationale Grenzen. Aber der Gedanke gewinnbringender Befruchtung bindet auch ganz andere Kunstrichtungen an die Musik, das multimediale Zeitalter bringt sich ein. So lesen wir im Vorfeld über zwei singende Landschaftsmaler, von denen einer auf dem Harmonium, der andere über skulpturale Lautsprecher bisher unbekannte Blumen suchen. Eine Geigerin duelliert sich mit „Funkelrauschen“, das durch Pyrotechnik entfacht wird. „Blocks, Lines, Clocks“ kommen in der imposanten Architektur des Oberlandesgerichts zum Einsatz, wenn ein bunt gemischtes Großensemble die Treppen und tiefen Gänge zum Klingen bringt. Eine persisch-stämmige Sängerin hat Themen bearbeitet, die sie dem Frauen-Kegelclub „Pudelbande“ abgelauscht hat: Krankheit, Gebrechen, Armut, Hunger, Alkoholismus, Arbeit – alles schlimme Sachen für die Kölsche Pudelbande? Und endlich kommt auch der Karneval zur Sprache, zunächst in einer Reflexion des Barden Alessandro Palmitessa zum 2000. Geburtstag der in Köln reichlich besungenen Agrippina, dann in einem explosiven Gemisch aus rheinisch-südamerikanischen Klangrauschen: Veedel brasiliero.

Die Konzerte in ihrer unbeschreiblichen Vielfalt dauern rund 45 Minuten, fast alle Konzertorte liegen nah beieinander, eine Tour lässt sich also prima planen.

11. Kölner Musiknacht | Sa 19.9. | verschiedene Spielorte | www.koelner-musiknacht.de

Olaf Weiden

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