Das neue Jugendschutzgesetz steht vor der Tür – und will Kinos dazu zwingen, dass sie in den Vorprogrammen nur noch Trailer für Filme mit der gleichen Altersfreigabe wie der Hauptfilm spielen können. Wo also früher beispielsweise extra ein FSK-6-Trailer für „Jumanji“ gebastelt wurde, um auch vor einer ab 6 Jahren freigegeben Komödie oder einem Animationsfilm laufen zu können, soll das bald nicht mehr erlaubt sein, wenn der mit dem Trailer beworbene Film, in diesem Beispiel also „Jumanji: The Next Level“, erst ab 12 freigegeben ist.
Einerseits sind die alten „Gewaltvideo“-Debatten vom Tisch – fast sämtliche indizierten oder gar verbotenen Filme der 70er und 80er sind mittlerweile frei im Home Entertainment erhältlich -, andererseits darf man nicht vergessen, dass durch die neuen Bestimmungen vor allem auch anspruchsvolle Filme in Mitleidenschaft gezogen werden. Beispiel: Ein Film wie „Systemsprenger“, der ab 12 Jahren freigegeben ist, dürfte nicht mehr vor einer Komödie wie „Green Book“, die ab 6 Jahren freigegeben ist, beworben werden. Ist das sinnvoll? Und was passiert mit früh konzipierten Teaser-Trailern, wenn noch gar nicht klar ist, welche Freigabe der Hauptfilm erhalten wird?
Aus der Erfahrung lässt sich überdies sagen: Gerade auch Kinder und Jugendliche sind durchaus empfänglich für erwachsene Stoffe. Und da das Kino in diesen Tagen weniger von Blutorgien denn von komplexen Dramen lebt, die auch Gefühle junger Menschen diskutieren oder spiegeln, ist eine solche Regelung sicher nicht im Sinne eines „Wachsens mit dem Kino“.
Die Welt des Kinos, die in alle möglichen Ecken des Lebens schaut, wird durch so eine Vorgabe kleiner und enger. Überraschungen? Irritationen? Ideen? Fehlanzeige. Wäre man böse, könnte man sagen: Ein Ideen-Lockdown, geboren von Menschen, die vor Animationsfilmen nur Werbung für weitere Animationsfilme erwarten, vor Agentenfilmen mehr Agentenfilme und so weiter. Schon heute kommen Kinder und Jugendliche im Kino viel zu wenig in Kontakt mit Nicht-Animationsfilmen. Dazu sind FSK-Angaben, das lehrt die Filmgeschichte, oftmals nur Momentaufnahmen, die die Zeit, in der sie festgelegt werden, spiegeln, nicht jedoch den längerfristigen Wert eines Films. Die besten Trailer im Vorprogramm waren für mich immer Filme, die niemals in die Kategorie „Andere Kunden interessierten sich auch für“ passen würden.
So sind die neuen Vorgaben des Jugendschutzgesetzes vor allem eins: welt- und kinofremd. Was für Menschen, die das Kino und den Film lieben, letztlich dasselbe ist.
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen?
Als unabhängiges und kostenloses Medium ohne paywall brauchen wir die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser. Wenn Sie unseren verantwortlichen Journalismus finanziell (einmalig oder monatlich) unterstützen möchten, klicken Sie bitte hier.

Grenzenlos
10. European Arthouse Cinema Day – Festival 11/25
In NRW wird Kino wirklich gelebt
Verleihung der Kinoprogrammpreise NRW in der Wolkenburg – Foyer 11/25
Yunan
Start: 13.11.2025
Im Schatten des Orangenbaums
Start: 20.11.2025
Eddington
Start: 20.11.2025
Anemone
Start: 27.11.2025
Sentimental Value
Start: 4.12.2025
Raus aus dem Schmuddelwetter
Tiefgründige Filme im No!vember – Vorspann 11/25
Auf Identitätssuche
Die 17. Ausgabe des Filmfestivals Cinescuela in Bonn – Festival 11/25
Sorry, Baby
Start: 18.12.2025
Herz aus Eis
Start: 18.12.2025
Die jüngste Tochter
Start: 25.12.2025
Der Fremde
Start: 8.1.2026
Unermüdliches Engagement für den Schnitt
„Kammerflimmern“ im Filmhaus – Foyer 10/25
Ein einfacher Unfall
Start: 8.1.2026
Extrawurst
Start: 15.1.2026
Silent Friend
Start: 22.1.2026
„Es geht darum, Verbindung herzustellen und zu fühlen“
Zwei Fragen an Filmemacherin Laura Heinig – Portrait 10/25
„Die wichtigste Strategie: nicht aufgeben“
Zwei Fragen an Filmemacherin Lenia Friedrich – Portrait 10/25
Der Mensch hinter der Legende
choices Preview im Odeon Kino – Foyer 10/25
„Für mein Debüt bündle ich im Moment alle Kräfte“
Zwei Fragen an Filmemacherin Kim Lea Sakkal – Portrait 10/25
The Bride! – Es lebe die Braut
Start: 5.3.2026
Preisträgern auf den Zahn fühlen
Artist Talks des Film Festival Cologne im Filmpalast - Foyer 10/25
Nouvelle Vague
Start: 12.3.2026
La Grazia
Start: 19.3.2026