Die Nationalsozialisten wollten das Saxophon um 1930 in Deutschland verbieten. Aber sein Nutzen in den Militärkapellen und später in der Tanzmusik rettete dem Holzblasinstrument das Leben. 2019 wählte der Landesmusikrat von zehn Bundesländern das Saxophon zum „Instrument des Jahres“. Keine 100 Jahre liegen zwischen Anbetung und Ausrottung – alles eine Frage der Sichtweise.
NRW hat sich nicht beteiligt. Aber vielleicht bläst das Goldhorn hier so reichlich, dass sich ein weiterer Akzent erübrigt. Das Instrument wurde übrigens nicht für den Jazz erfunden. Den gab es noch nicht, als Adolphe Sax um 1840 diese Novität kreierte. Kurz darauf prophezeite der klassische Komponist Hector Berlioz, Gottvater der Orchesterfarben, dem Saxophon eine rosige Zukunft. Aber erst die Neue Musik schrieb verstärkt für das Sax als Soloinstrument, da hatte es seine ungeheuer wandelbare und individuelle Klangfarbe schon dem Jazz geschenkt: Diesen Musikstil beherrscht das Saxophon in allen Phasen seiner Entwicklung.
Tatsächlich bildet sich die Vielfalt möglichen Einsatzes in der Improvisierten Musik im üblichen Konzertwesen ab. Ein Großmeister des experimentellen Einsatzes des Saxophons besucht das Kölner Loft (4.12.): Evan Parker passt z.B. durch Zirkular-Atmung sein Instrument der Luftzufuhr unabhängigen Elektronik an, endlose Töne oder Tonschleifen kann er produzieren. Seamus Blake (7.12.), ein Berklee-Studierter, in Paris lebender Kanadier, spielt auf vielen Bühnen mit den Superstars des Jazz. Entsprechend bedient er auch gern den Mainstream im Stile der großen Tenoristen. Ganz offen für interkulturelle Begegnung und Experimente ist der ausgezeichnete Saxer Hayden Chisholm (22.12.), diesmal in der Begegnung mit drei griechischen Musikern.
Die WDR Big Band (am 20.12. in der Kölner Philharmonie) leitet der amerikanische Sax-Star Bob Mintzer seit drei Jahren. Er ist Mitglied der legendären Fusion-Group Yellowjackets und bläst goovige und virtuose Sax-Soli. Grooven kann auch Pee Wee Ellis, einst musikalischer Leiter beim „Godfather of Soul“ James Brown. Er spielt vor Weihnachten Blues, Gospel und Artverwandtes mit einer Spezialtruppe, diesmal in Düsseldorfs Savoy-Theater (12.12.) und im Konzerthaus Dortmund (14.12.). Da wird es ganz warm ums Herz – auch das kann Saxophon.
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