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Zukunft des Brit-Jazz: Gwilym Simcock
Foto: Mary Dunkin

Reif von der Insel

01. Januar 2009

Englische Jazzmusiker haben "traditionell" einiges zu bieten - Improvisierte Musik in NRW 01/09

Die Trommeln im Jazz dröhnen nicht so laut, dass man sie nicht überhören könnte. Gerade wenn in Europa ein junges Talent zu einer Weltkarriere aufbricht, kann dies in einigen Landstrichen völlig unbemerkt bleiben. Besonders die Musikanten auf den britischen Inseln gehen gern eigene Wege. In den Fünfzigern, als kein bedeutender schwarzer Musiker sich zur untergegangenen Dixieland-Musik bekannte, da entwickelte sich in England eine Dixieland-Renaissance, die sich für viele Musiker als äußerst lukrativ entpuppte. Teilweise hält dies bis heute an: Chris Barber ist so ein netter und smarter Gentleman, der es auch gegenwärtig versteht, mit seinem Orchester heitere Musik und britisch-humorvolle Präsentation zu verbinden. Seit mehr als 50 Jahren hakt unauslöschlich in den Köpfen seiner betagten Fans die Melodie der Dixie-Hymne „Ice-Cream“, ein Titel, den der gelernte Posaunist schon vor zwanzig Jahren in die letzte Abteilung seines Zugabenblocks versetzte. Barber spielt nämlich sehr gern Rhythm & Blues, mit rockigen Bläserriffs und knackigem Bass. Wer sich von seinem Spätwerk ein Bild machen will, kann den Endsiebziger in Düsseldorf (Tonhalle, 21.1.) und in Köln (Philharmonie, 22.1.) live mit seiner „Big Band“ erleben.

Zurück zum aktuell trommelnden Nachwuchs: Gwilym Simcock bearbeitete die Tastaturen zahlloser Flügel und Klaviere der Welt. Er stammt aus der Gegend, aus der vor wenigen Jahren der walisische Starbariton Bryn Terfel aufbrach, um die Klassiktempel zu erobern. Simcock startete mit einer klassischen Ausbildung, wechselte aber bei Zeiten zum Jazz, als ihm sein Lehrer Kostproben von Keith Jarrett und der Pat Metheny Group vorspielte. Der Hang zum Melodischen, zum technisch Ausgereiften und zur emotional berührenden Musik wurde Markenzeichen des jungen Pianisten, der schon mit 22 Jahren in der Band von Startrommler Bill Bruford mitreiste und als festes Mitglied von „Earthworks“ die Welt kennenlernen durfte. Seine Affinität zur klassischen Musik blieb übrigens erhalten, das lässt sich in manchen Ausflügen in die Welt der Klassiker und Romantiker abhören. In seiner diesseitigen Aufgeschlossenheit zu Geschichte und Gegenwart, zu allen Arten von Besetzungen vom Solo-Rezital (beim Klavier-Festival-Ruhr 2007 auf Empfehlung von Chick Corea) bis zur selbst komponierten Big Band-Suite oder zum Klavierkonzert mit Sinfonieorchester, der junge Mann lässt nichts aus und erinnert damit tatsächlich an eine weitere Ikone des britischen Jazz, der – einer anderen Generation entstammend – vor rund zwanzig Jahren die europäische Jazzszene sympathisch aufmischte: Django Bates, der Allesspieler, Alleshörer und Allesgeber gehört heute zu den britischen Legenden der Jazzgeschichte wie John McLaughlin. In solchen Fußstapfen wandelt das neue pianistische Talent, und wir freuen uns auf Gwilym Simcock, dessen erstes Album mit erstklassigen Sidemen und wirklich anspruchsvollen wie eingängigen Arrangements und Kompositionen nun die Erwartungen hoch steckt für sein Debüt in der Kölner Philharmonie, und das mit der ehrlichsten Besetzung des Jazz: in der Königsdisziplin Jazztrio (17.1., Kölner Philharmonie).

www.tonhalle.de I www.koelner-philharmonie.de

Olaf Weiden

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