Es ist der berühmt-berüchtigte Paganini-Effekt, der beim Livekonzert einfach umhaut. Paganinis Zauberkraft entsprang der Mühelosigkeit, mit der er die waghalsigsten Schwierigkeiten auf der Geige meisterte. Seine linke Hand war überaus dehnfähig, seine Finger waren kraftvoll und geschmeidig, was ihn Kunstgriffe wie Doppeloktaven auf einer einzigen Saite oder Doppelflageolett-Töne vollführen ließ. Dazu kamen eine weitgehend autodidaktisch ausgebildete Bogentechnik, ein feines Gehör und die Kunst, die Geige unmittelbar auf das Schlüsselbein aufzulegen, was den Klang intensivierte. Wenn dann noch ein diabolischer Blick aus seinen schwarzen, blitzenden Augen im vom Glücksspiel und ausschweifendem Leben abgezehrten Gesicht das Publikum traf, dann musste Riechsalz den ohnmächtigen Damen auf die Beine helfen.
Doch was, wenn so einzigartig virtuose Solisten gleich in einer kleinen Horde auftreten und statt Mittel des Teufels ein freundliches Lachen präsentieren? Die Philharmonix, eine Formation aus vorwiegend bei den Berliner und den Wiener Philharmonikern angestellten Stimmführern ihrer Instrumentengruppen, kennen technisch und stilistisch keine Grenzen. Selbst die Lockerheit im für Klassiker weit entfernten Lager der leichten Jazzmusik gelingt ihnen mit perfekt gewichtetem Klang und feinster Phrasierung. Es swingt und groovt, während die improvisierenden Musiker durch die ganze Combo wechseln.
Klassik bleibt das Kerngeschäft der Herren, allerdings in besonderen Arrangements für die kammermusikalische Besetzung, meist angefertigt vom Violinisten der Band. Diese Bearbeitungen sind oft rasant im Tempo, haben manchmal aber auch eine unschuldige Träne im Auge – die Philharmonix können zum Weinen schön spielen.
Nur Kitsch, der darf draußen bleiben, selbst in den Programmen aus Hollywood-Melodien und Popsongs. Herrliche Potpourris verquirlen Operette mit Filmmusik – und über zarten Bach ergießt sich reißerisch Queens „Bohemian Rhapsody“. Abseits jeder Routine und in starkem Kontrast zu den höchst konzentrierten Einsätzen in ihren Hausorchestern tritt hier zur Leidenschaft der Musiker eine Hochdosierung, von der auf und vor der Bühne jeder profitiert: 100 Prozent Spaß bei der Arbeit.
Philharmonix | Konzerthaus Dortmund | Mi 31.1. | Kunstpalast Düsseldorf | So 4.2. | philharmonix.cc
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