In kultureller Hinsicht litt Wuppertal in den vergangenen Jahren unter ähnlicher Tristesse und Verfallserscheinungen wie viele Orte im Ruhrgebiet. Hier wie dort ist das einzig probate Mittel, selbst Initiativen im Kleinen auf die Beine zu stellen. Bastian Küllenberg macht es mit seiner Konzertreihe „Endstation Sehnsucht“ im Bahnhof Vohwinkel vor.
Verfechter des kulturellen Potenzials der Ruhrgebietsregion führen immer wieder eines ins Feld: Hier besteht noch bezahlbare bauliche Substanz, hier sind Wohnungen, Geschäftsräume und Ateliers auch für kleine Geldbeutel zu mieten. Von der Hand weisen kann das niemand. Richtig ins Gewicht fällt das Argument aber auch nur selten, obwohl digitale Medien mehr denn je räumliche Distanzen überbrücken und den Nachteil eines dezentralen Standortes aufwiegen könnten. Nein, der Impuls für eine kulturelle Entwicklung muss wohl aus einer anderen Ecke kommen.
In Wuppertal-Vohwinkel, sicher nie ein Ort, in dem kulturelles Leben spross, begann eine Reihe von Bürgern aus einem ganz anderen Antrieb heraus sich zu engagieren: Man wollte den Bahnhof, der im Verfall begriffen war, wieder zu einer attraktiven sozialen Schnittstelle machen. Der örtliche Bürgerverein hob aus diesem Grund das Projekt Bürgerbahnhof Vohwinkel aus der Taufe und machte sich daran, die leerstehenden Räumlichkeiten herzurichten. Um die Räume regelmäßig mit Leben zu füllen, nutzte Uli Kopka, einer der Initiatoren des Projekts, familiäre Kontakte: Sein Neffe Bastian Küllenberg hatte in der Vergangenheit kleine Akustikkonzerte mit ansehnlichem Erfolg in seiner Bonner Studentenbude veranstaltet und war gerade in seine Heimatstadt zurückgekehrt. Er war von dem Vorschlag angetan, weil auch ihm solche Konzerte in Wuppertal fehlten, und machte sich ans Werk: „Endstation Sehnsucht“ war geboren.
Mittlerweile hat die Konzertreihe ihre Premiere gefeiert. Mit einem Erfolg, der die Erwartungen des ehrenamtlich arbeitenden Küllenbergs überstieg, und das trotz eines nicht gerade massentauglichen Konzepts: „Musik hört sich immer noch am besten an, wenn man gemütlich auf dem Sofa sitzt und die Leute um einen herum aufmerksam sind“, erklärt er. „Deshalb verbinden wir das heimelige Ambiente eines Wohnzimmers mit dem regulären Konzertrahmen des Bahnhofsgebäudes.“ In diesem Ambiente spielen nicht etwa große Popstars, sondern Folk-Musiker und Songwriter, gerne auch aus der eigenen Region: „Die Musikszene hier ist zwar fest miteinander vernetzt, und es gibt auch ein paar etablierte Spielstätten, ihr Potenzial wird aber noch nicht richtig wahrgenommen, wie etwa im Fall des hoch talentierten Songwriters Jonas David.“
Für seine Konzerte bedient sich Küllenberg nicht etwa nur beim Angebot der landesweiten Konzertagenturen, er setzt auch auf Empfehlungen aus seinem privaten Umfeld, auf persönliche Kontakte und nicht zuletzt die eigene Sachkenntnis. Ergebnis ist ein ganz eigenes Programm voller Geheimtipps, das auch noch ohne öffentliche Förderung auskommt. Denn gerade im weit verzweigten Genre Folk ist das Potenzial auch unter weitgehend unbekannten Künstlern oft riesengroß. Man muss es nur entdecken. Und das geht nur mit der Passion eines echten Fans, der Küllenberg nach wie vor ist.
facebook.com/endstations // myspace.com/jonasdavid
29.10. Adrian Pauly (Düsseldorf)/Roland Meyer De Voltaire (Köln) I 18.11. Turner Cody (New York)/Michael Walmsley (Wuppertal) I 26.11. Jonas David (Wuppertal)/Stead (London)
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