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Franz Rogowski und Georg Friedrichs in „Grosse Freiheit“
Foto: Freibeuterfilm

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10. Oktober 2022

Edimotion rückt Editor:innen in den Fokus – Festival 10/22

Ein beliebtes Spiel von Filmkritiker:innen: „Ich sehe was, was Du nicht siehst!“ Gemeint ist dann oft der Schnitt, womöglich der unsichtbare Schnitt. Den klassischen Schnitt, also die Arbeit, wo eine Einstellungen am Ende und eine zweite am Anfang beschnitten wird und beide dann zusammengeklebt werden, gibt es schon länger nicht mehr. Spätestens seit der Digitalisierung des Filmmaterials spricht man daher auch eher vom editieren, und derjenige, der diese Tätigkeit ausübt, ist nicht mehr Cutter:in, sondern Editor:in. Tatsächlich war aber das Schneiden noch nie das primäre Merkmal dieser Tätigkeit, sondern eher das zusammenfügen. Man fügt zwei Szenen zusammen und konstruiert dadurch ein Raum- und Zeitgefüge. So entsteht aus einzelnen Einstellungen ein Film, der einen ganz spezifischen Rhythmus hat. Der ist mitunter sehr präsent, und fällt auch dem unaufmerksamen oder ungeschulten Publikum auf, und soll es auch – als künstlerisches Statement. Sei es mittels aufwändiger Blenden, sprunghafter Jump Cuts, wilder Zeit- und Ortswechsel oder desorientierender Montage. Oder er ist scheinbar unsichtbar und versucht ganz unauffällig die Konstruktion des Films zu verbergen, damit nichts von der Handlung ablenkt. Dabei werden leider oft auch die Editor:innen unsichtbar.

Das 2001 als Festival Filmplus gegründete Festival für den Filmschnitt und die Montagekunst, zum 20. Jubiläum umbenannt in Edimotion, will den Filmschnitt und die Editor:innen ins Zentrum rücken. Denn ohne sie kein Film, aber kaum einer nimmt sie und ihre Arbeit wahr. Und so stehen auch bei der 22. Ausgabe von Edimotion vom 14. bis 17. Oktober die Editor:innen im Fokus. Dies geschieht vor allem im Wettbewerb, der sich in die Sektionen Spielfilm, Dokumentarfilm und Kurzfilm für den Nachwuchs aufteilt. Alle Filme werden mit anschließendem Gespräch mit den Editor:innen gezeigt. Ein weiterer Höhepunkt ist die Verleihung des Ehrenpreises für das Lebenswerk, der in diesem Jahr an die Schweizerin Fee Liechti Seigner geht. Sie montierte seit den 1970er Jahren rund 60 Spiel-, Dokumentar-, Animations- und Kurzfilme. Vor allem mit dem Regisseur Christoph Schaub erkundete sie das Reich zwischen Spiel- und Dokumentarfilm. „Meisterin des Hybriden“ titelt daher das Festival seine Hommage an Fee Liechti Seigner. Im Schnitt-Wettbewerb hätte sie vielleicht Schwierigkeiten, zwischen Spielfilmen und Dokumentarfilmen ihren Platz zu finden. Als Ehrenpreisträgerin wird ihr hingegen viel Platz eingeräumt: Zur Festivaleröffnung (14.10. 20 Uhr, Filmforum) läuft der von ihr editierte Hans-Ulrich Schlumpf-Film „Kongress der Pinguine“ (1993), seinerzeit ein großer Erfolg an der Kinokasse. Am 16.10. findet ebenda um 20.30 Uhr ein Werkstattgespräch statt, am 17.10. sind im OFF Broadway „Stille Liebe“ (2001) und der Kurzfilm „Il Girasole“ (1995) von Christoph Schaub zu sehen, anschließend gibt es ein Filmgespräch. Für Inspiration, Austausch und Vermittlung bietet die Edimotion Akademie vorab Workshops und eine ganztägige International Masterclass.

Edimotion – 22. Festival für Filmschnitt und Montagekunst | 14.-17.10. | div. Orte in Köln | www.edimotion.de

Christian Meyer-Pröpstl

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