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Begegnung zweier Legenden: Nicole Kidman und Robert Pattinson in „Königin der Wüste“

„Ich habe immer das gemacht, was ich wollte“

27. August 2015

Robert Pattinson über „Königin der Wüste“, seine „Twilight“-Erfahrungen und die Ikone James Dean – Roter Teppich 09/15

Quasi über Nacht wurde der 1986 im Londoner Stadtteil Barnes geborene Robert Pattinson mit seiner Rolle als Edward Cullen in der immens erfolgreichen „Twilight“-Filmsaga international bekannt. Schon vor dem Ende der fünfteiligen Filmreihe bemühte sich Pattinson darum, mit anspruchsvollen Rollen seine Vielseitigkeit unter Beweis zu stellen. „Cosmopolis“ und „Maps to the Stars“ von David Cronenberg zeugen genauso davon wie „Remember Me – Lebe den Augenblick“ oder „Wasser für die Elefanten“. In Werner Herzogs neuem Film „Königin der Wüste“ wird er ab dem 3. September wieder auf der großen Leinwand zu sehen sein, in der historischen Rolle des Lawrence von Arabien.

choices: Mr. Pattinson, wie war es für Sie, in „Königin der Wüste“ Lawrence von Arabien zu spielen?

Robert Pattinson: Sehr nervenaufreibend, aber ich hätte mich auch niemals dazu bereit erklärt, in einem Remake von „Lawrence von Arabien“ diese Rolle zu spielen, ich wollte einfach nur die Chance wahr nehmen, mit Werner Herzog zu arbeiten. Ich habe für den Vertrag auch schon vor mehr als vier Jahren unterschrieben und hatte zwischenzeitlich schon nicht mehr daran geglaubt, dass der Film überhaupt zustande kommt. Aber die Dreharbeiten haben eine Menge Spaß gemacht, insbesondere sechs Tage lang auf einem Kamel durch die Wüste zu reiten (lacht). Im Vorfeld habe ich kaum etwas über Lawrence von Arabien gewusst, aber danach war ich schon ziemlich fasziniert von seiner Persönlichkeit. Ich glaube, dass es uns auf eine seltsame Weise gelungen ist, eine andere Geschichte um seine Person herum zu erzählen. Denn der Charakter, wie ich ihn anlege, ist gänzlich verschieden von dem, wie ihn Peter O’Toole in David Leans Film gespielt hat, das ist ein völlig anderer Mensch hier.

Was hatten Sie für Erwartungen an die Dreharbeiten, nicht nur in Bezug auf Herzog und die Kamele, sondern vielleicht auch in Bezug auf die Zusammenarbeit mit Nicole Kidman?

Nicole ist schon ziemlich anders, als man sie sich vorstellt. Ich wusste nicht so recht, was ich von ihr erwarten sollte, aber sie ist unglaublich witzig und auch ganz schön wild. Das kommt einem seltsam vor, weil sie immer so elegant und aufgeräumt wirkt, aber in Wirklichkeit ist sie sehr lustig und viel mutiger, als man glauben würde. Sie ist richtig cool.

Im Moment tragen Sie auch einen Vollbart, der an Lawrence von Arabien erinnert. Kommt das von einem Filmprojekt oder hatten Sie einfach Lust darauf?

Ich habe bis gestern wieder in Dreharbeiten für ein neues Projekt gesteckt und gerade erst festgestellt, dass ich keinen Rasierapparat dabei habe. Deswegen habe ich mir diesen Edwardianischen Bart einfach stehen lassen (lacht). Ich habe gerade die Dreharbeiten für „The Childhood of a Leader“ abgeschlossen, den ein Freund von mir, Brady Corbet, einer der Stars aus Michael Hanekes „Funny Games US“, inszeniert hat. Von ihm stammt auch das faszinierende Drehbuch für diesen Film, in dem ich neben Bérénice Bejo gespielt habe. Es war echt toll, eine spaßige kleine Rolle in einem sehr ungewöhnlichen Film.

Als Sie die „Twilight“-Filme in Deutschland vorstellten, wurden Sie von einer Armada von PR-Leuten und Assistenten abgeschirmt. Würden Sie sich manchmal mehr persönliche Freiheiten wünschen und sehen Sie sich selbst manchmal als Teil einer großen PR-Maschinerie?

Sogar zu der Zeit, als ich die „Twilight“-Filme drehte, zog ich dabei mein eigenes Ding durch. Da ich in die Schauspielerei quasi hineingestolpert bin, hatte ich die naive Vorstellung, dass dabei niemals etwas schief gehen kann. Ich habe einfach immer das gemacht, was ich wollte. Als ich meine ersten Interviews gab, habe ich die albernsten Witze erzählt, tauchte mit einem Kater vom Vorabend auf Pressekonferenzen auf und gab damit jedermann Grund zur Sorge um mich. Mir war das alles aber egal, ich dachte einfach immer, dass nichts Schlimmes passieren kann (lacht). Und es ist auch wirklich nie etwas Schlimmes passiert! Deswegen hatte ich nie das Gefühl, dass zu großer Druck auf mir lastet. Der einzige Druck bestand darin, dass mich die Fans auch im wirklichen Leben erkannt haben. Denn es ist sehr schwierig, wenn die Leute ein Bild von einem im Kopf haben und glauben, dass du etwas Besseres als sie seiest. Die „Twilight“-Fans wollten, dass ich sie mit diesem Franchise repräsentiere. Aber ich habe weder die Romane geschrieben noch die Filme inszeniert.

À propos „Twilight“ … „50 Shades of Grey“ war ein Fanprojekt aus dem „Twilight”-Kosmos. Hatten Sie jemals den Wunsch, die Rolle des Mr. Grey zu spielen?

Ich weiß nicht... Ich kann mich noch nicht einmal erinnern, ob mir das Studio jemals die Rolle angeboten hat (lacht). Um ehrlich zu sein, ich habe den Roman bis heute nicht gelesen. Meine Rollenwahl hängt eigentlich immer von Faktoren wie dem Regisseur und so ab. Aber ich kenne Jamie Dornan [den Darsteller des Mr. Grey; die Red.] ganz gut und finde es witzig, dass ich ihm hier nun beim Sex vor der Kamera zuschauen kann.

Wie ist Ihre Einstellung zu Nacktszenen und Sex vor der Kamera? Ist das notwendig oder haben Sie eher Probleme damit?

Das habe ich schon so oft gemacht... (lacht) Aber im Falle von „50 Shades of Grey“ ist das wirklich interessant, weil es schon seit ewigen Zeiten keinen Mainstreamfilm mehr in den Kinos gab, der sich so spezifisch mit Erotischem auseinandergesetzt hatte. Die Leute, speziell in den USA, haben geradezu Angst vor allem Sexuellen. Ich kann mich jedenfalls nicht erinnern, wann ein Film mit einem derart großen Start Sex zu seinem zentralen Thema gemacht hätte. Deswegen ist der Film in gesellschaftlicher Hinsicht auf eine witzige Weise schon irgendwie wichtig.

In „Life“, der in wenigen Wochen bei uns anläuft, spielen Sie Dennis Stock, der mit seinen Fotografien James Dean zu einer Ikone machte. Was bedeutet James Dean Ihnen persönlich als Schauspieler?

Als ich mit der Schauspielerei anfing hatte ich, wie wohl die meisten Schauspieler irgendwann im Laufe ihrer Karriere, meine James-Dean-Phase, in der ich bei jedem Vorsprechen in meine James-Dean-Imitation verfiel, egal um welche Rolle es ging (lacht). Aber um ehrlich zu sein: Nachdem ich mich intensiv mit Deans Fotografien auseinander gesetzt habe, erstaunt es mich, wie bewusst er sich bereits im Jahr 1955 der Kamera war. Damals haben die Leute noch nicht immer und überall Fotos gemacht, und trotzdem hatte er ein solch erstaunliches Bewusstsein von der Kamera, dass er sich auf natürliche Weise vor ihr in Szene setzte, ohne dass es im Geringsten künstlich wirkte. Es ist absolut unmöglich, von James Dean ein schlechtes Foto zu finden. Er wusste immer ganz genau, wie er sich vor der Kamera geben musste, und hat sein Image auf unglaubliche Weise stilisiert.

Sehen Sie auch Parallelen in Ihrer Karriere und der von James Dean, die ja beide quasi über Nacht begannen?

Ja, aber ich denke trotzdem, dass es dazwischen kleine Unterschiede gibt. Ich glaube, dass Dennis Stocks Fotos von James Dean eine unglaublich erfolgreiche Werbekampagne für den Schauspieler waren. Die Fotos waren darauf angelegt, jemanden abzubilden, der voller Konflikte steckte. Sie zeigten den Bauernburschen oder den Großstadtjungen, den Künstler oder den Jungen vom Land, und das war genau so beabsichtigt. Das war damals noch eine andere Welt, als man noch so viel Kontrolle über alles hatte und ganz genau auswählen konnte, welche Fotos von einem an die Öffentlichkeit gelangen und welche nicht.

Lassen Sie sich gerne fotografieren, wie gehen Sie mit diesen langen Fotosessions um, die für einige Hochglanzmagazine von Zeit zu Zeit gemacht werden?

Das hängt ganz vom jeweiligen Fotografen ab. Besonders zu Beginn meiner Karriere, als ich noch kaum Erfahrungen damit hatte, ständig fotografiert zu werden, war ich schon ein wenig beunruhigt deswegen. Man macht sich ständig Sorgen darum, ob am Ende dabei auch wirklich gute Fotos herauskommen. Mittlerweile sind schon unzählige Fotos von mir gemacht worden, aber ich bin deswegen immer noch befangen. Ich bin sicherlich nicht der größte Fan davon, ständig fotografiert zu werden (lacht). Ich sehe auf ihnen immer irgendwie besorgt aus.

Das wird sicherlich nicht besser aufgrund der Tatsache, dass die jungen Leute mittlerweile immer und überall mit ihren Smartphones Fotos machen...

Man entwickelt im Laufe der Zeit ein anderes Verhältnis zu Kameras, und wenn man das Verschlussgeräusch hört, dreht man sich sofort um, das hat sich mittlerweile wirklich alles stark gewandelt.

Interview: Frank Brenner

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