Es ist die letzte Bandprobe vor der neuen Tournee. Helge Schneider sitzt im altbekannten Bühnenoutfit an seiner geliebten „Schweineorgel“ - mit Wischmop-Perücke und Kapitänsjacke – und dirigiert den Rest der Kapelle mit knappen Handbewegungen. Auch eine kleine Einlage im Stehen und mit Mikrofon gibt es noch für die Kameras, dann aber ist Schluss mit lustig. Perücke und Phantasie-Uniform fliegen in die Ecke. Der Musikclown braucht eine Auszeit – eine „kreative Pause“, wie er sagt. Nicht sofort, aber doch in jedem Fall, wenn seine aktuelle Tournee im kommenden September zu Ende geht. „Dann bin ich 59 und dann will ich erst einmal in den vorzeitigen Ruhestand gehen“, sagt er in einer Pressekonferenz im Mülheimer Ringlokschuppen.
Den Ruhestand meint er nicht wirklich ernst. „Ich weiß schon, dass ich dafür noch zu jung bin“, versichert der Musiker. Außerdem sei es ja schon immer sein Wunsch gewesen „bis zum Schluss auf der Bühne zu stehen“ - und das habe er auch immer noch vor. Aber eine längere Pause sei jetzt nun einmal fällig: „Ich bin ja eigentlich seit Jahrzehnten auf Tournee und muss jetzt mal ´nen Abschluss finden, damit ich mich wieder sammeln kann.“ Wie lange die Pause dauern soll? „Vielleicht zwei oder drei Jahre“, überlegt Schneider – und lässt sich dabei noch ein paar Hintertüren offen. „Einzelne Konzerte“, werde er wohl schon noch geben, bloß „erst einmal keine Tourneen mehr“ - und vor allem soll die Kunstfigur Helge mit seinem grotesken Alleinunterhalter-Outfit eine längere Pause bekommen. - Vielleicht auch deshalb geht Helge nun als „Pretty Joe und die Dorfschönheiten“ auf Tour. Vielleicht, so ganz genau weiß man das bei Helge Schneider nie. Bloß seinen Entschluss sollen die Fans ernst nehmen. Er hätte gern wieder mehr Zeit „zum Experimentieren“, sagt Helge Schneider, „vielleicht mal wieder ein Hörspiel“, will er machen. Oder auch ganz einfach in seinem Garten arbeiten. - Auch das ist kein Scherz, versichert er, vor der Tournee müsse er noch das restliche Laub zusammenfegen.
Bei der „Abschiedstour“ soll es dafür noch einmal richtig abgehen. „Ich habe mir mal wieder eine größere Band gegönnt“, sagt Helge, „dann muss ich nicht immer am Klavier sitzen und kann wieder mehr tanzen. Ich tanze ja sehr gerne und die Leute mögen das auch gerne.“
Die Tour beginnt am Mittwoch (11.12.) in München.
Weitere ausgewählte Termine:
18.+19.12. Mülheim: Stadthalle
25.2. Duisburg: Theater am Marientor
26.2. Dortmund: Westfalenhalle
27.2. Münster: Münsterlandhalle
28.2./1.+2.3. Köln: Philharmonie/6.9. Köln: Tanzbrunnen
16.3. Essen: Grugahalle
Weitere Infos und Karten: auf www.helge-schneider.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
„Film noir“ in Farbe
„00 Schneider – Im Wendekreis der Eidechse“ – Setbesuch 11/12
Unerwartet Kaiserin
„Der Kreidekreis“ in Düsseldorf – Oper in NRW 11/24
Besiegt Vernunft die Leidenschaft?
„Orlando“ an der Oper Köln – Oper in NRW 11/24
Richter daheim
Gerhard Richter im Kunstpalast Düsseldorf – Kunst in NRW 11/24
Tolerante Szene
An diesem Abend gehen Kölner Jazzbühnen fremd – Improvisierte Musik in NRW 11/24
Im Kreisrund sind alle gleich
4. Ausgabe des Festivals Zeit für Zirkus – Tanz in NRW 11/24
Aus Alt mach Alt
Tage Alter Musik in Herne 2024 – Klassik an der Ruhr 11/24
Sinfonische Vollender
Gil Shaham in der Kölner Philharmonie – Klassik am Rhein 11/24
Endspurt für Mammut-Projekt
Beethovenhalle kurz vor der Fertigstellung – Theater in NRW 11/24
Jünger und weiblicher
Neue Leitungsstruktur am Mülheimer Theater an der Ruhr – Theater in NRW 10/24
War das ein Abschied?
Sônia Motas „Kein Ende“ in den Kölner Ehrenfeldstudios – Tanz in NRW 10/24
Menschen allein
Lars Eidingers Ausstellung „O Mensch“ in Düsseldorf – Kunst in NRW 10/24
Weiblicher Beethoven
Emilie Mayers 5. Sinfonie im Konzerthaus Dortmund – Klassik an der Ruhr 10/24
Nordisches Spitzenprodukt
Rymden am Theater Krefeld – Improvisierte Musik in NRW 10/24
Ein Himmel voller Orgeln
Zwei Orgelfestivals in Köln und Düsseldorf – Klassik am Rhein 10/24
Mit virtuoser Blockflötistin
33. Festival Alte Musik Knechtsteden in Dormagen und Köln – Klassik an der Ruhr 09/24
Noch gemalt
„Zwischen Pixel und Pigment“ in Herford und Bielefeld – Kunst in NRW 09/24
Supergau?
Die TanzFaktur steht wieder einmal vor dem Aus – Tanz in NRW 09/24
Experimentell und innovativ
3. New Colours Festival in Gelsenkirchen – Improvisierte Musik in NRW 09/24
Nach François-Xavier Roth
Der Abgang des Kölner GMDs sorgt für Umbesetzungen – Klassik am Rhein 09/24
Überleben, um zu sterben
Bund will bei der Freien Szene kürzen – Theater in NRW 09/24
Zwischen Musical und Komödienstadl
„Bikini Skandal“ an der Kölner Volksbühne – Musical in NRW 08/24
Immer eine Uraufführung
4. Cologne Jazzweek – Improvisierte Musik in NRW 08/24
Barock und Filmmusik
Open-Air-Konzerte „Viva Italia!“ im Ruhrgebiet – Klassik an der Ruhr 08/24
Kaffee, Kuchen, Stacheldraht
12. Tanz.Tausch Festival in der Kölner TanzFaktur – Tanz in NRW 08/24