Undeutsche Instrumente“ waren ausdrücklich verboten, und der im Jazz unabdingbare gezupfte Kontrabass sollte unbedingt gestrichen werden. Solche Auflagen sah ein Vertrag vor, den die Nazis mit dem in Paris residierenden Gitarristen Django Reinhardt aushandelte. Er sollte als erster Vertreter des weißen Jazz gegen die beim Volk allzu beliebte „Negermusik“ antreten, auch weil er auf das amerikanische Saxophon verzichtete. Der nach diesem unbewaffneten „Django“ benannte Film von Étienne Comar eröffnete im vergangenen Monat die Berlinale.
Die Musik zum Film, live gespielt und ohne Zugeständnisse oder einschränkende Forderungen, liefert jetzt das aktuelle Festival „Spot on Jazz“, das zum dritten Mal die Bande zwischen den Düsseldorfer Spielstätten Robert-Schumann-Saal und Jazz-Schmiede knüpft. Nach Klavier und Gesang als zentralem Anliegen des dreitägigen Spektakels rückt nunmehr die Gitarre in den Fokus, nach Aussagen der Veranstalter das „vermutlich populärste Instrument des Jazz mit dem größten Spektrum an Stilistiken“. Der Gypsy-Jazz wird dabei eindeutig von Gitarre und Geige dominiert, beide werden zum Gypsy-Swing erklingen. Die puristisch akustische Besetzung im Joscho Stephan Trio verweist keineswegs auf eine rein historische Aufarbeitung bekannter Klassiker des Genres, sondern Stephan ist berühmt für seine Adaptionen und Anleihen in den Bereichen Latin, Klassik und Pop. Der Kollege Wawau Adler geht mehr in Richtung Mainstream-Jazz, er greift auch mal zur elektrischen Vollresonanz-Gitarre. Traditionell beschäftigt er den Geiger Sandro Roy, vor zwei Jahren ausgerufen als Newcomer des Monats, ein junger Mann der Klassik und des Jazz. Beide Bands verzichten auf das Schlagzeug, das jeweils durch den ostinaten Schlag der Rhythmusgitarre ersetzt wird.
Das Fest startet mit zeitgenössischem Jazz von zwei Trio-Besetzungen um zwei Gitarristen der Kölner Szene. Norbert Scholly greift die traditionelle Orgelbesetzung auf, Schule aller heute berühmten Altmeister dieses Instruments in Amerika. Da dürfen die Fans gespannt sein, wie der klassische Hammond-Sound in die Jetzt-Zeit überführt wird. Das Trio des langjährigen Heavytones-Gitarristen Hanno Busch setzt dagegen auf den pumpenden E-Bass von Claus Fischer und dem offenen Drum-Spiel von Jonas Burgwinkel.
Star des Festivals ist Legende Philip Catherine, der als Gast im Philipp van Endert Trio auftritt, zwei Gitarristen der Sonderklasse werden sich liebevolle Schlachten auf den Saiten liefern. Zuvor zeigt der Norweger Lage Lund, wie ein offenes Gitarrentrio heute klingt. Dazu hat der Wahlamerikaner mit Matt Brewer und Johnathan Blake zwei erstklassige Sidemen eingeladen. Für Gitarrenfreunde heißt das: Es ist angerichtet.
Spot on Jazz Festival:
Scholly/Busch | Fr 31.3. 20.30 Uhr | Jazzschmiede
Lund/Endert/Catherine | Sa 1.4. 20 Uhr | Robert-Schumann-Saal
Stephan/Adler | So 2.4. 17 Uhr | Robert-Schumann-Saal | 0211 27 40 00
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