Zweimal schon gastierte Joshua Redman bei der WDR Big Band. Die überprüft regelmäßig die Kompositionen angesagter Jazz- und Popmusiker auf Eignung für die große Form. Songs im Jazzorchesterformat funktionieren nur, wenn die Substanz stimmt. Bei Redman war dies der Fall, sonst wäre eine Reunion mit dem Kölner Grammy-Orchester wohl nicht erfolgt. Das liegt ganz wesentlich an dem weiten Blick in die Runde der Künste und Wissenschaften, der die Vielseitigkeit des Allrounders Redman prägt.
Die musikalischen Erfindungen des 1969 geborenen Sohns des renommierten Jazzsaxophonisten Dewey Redman sind so stabil, dass er vor zwei Jahren gleich 30 Jahre in die Vergangenheit reiste. Der Junior besorgte sich nämlich vor seiner Laufbahn als Jazzer bereits in Harvard einen Abschluss, summa cum laude, in Sozialwissenschaften. Aber dann lief es in den aufregenden 1990ern als Musiker so gut, dass er sich packen ließ: zunächst als „Young Lion“ mainstream-geprägt, bald in Projekten und Experimenten auch mit modernen Einflüssen.
In diesen vergangenen Tagen gründete der Saxophonist seine erste feste Band. Mit dabei waren Pianist Brad Mehldau, Bassist Christian McBride und Drummer Brian Blade, damals die Zukunft des Jazz, heute in allen Disziplinen gefragte Band- und Projektleiter, letzte Dinosaurier unter den Giants der amerikanischen Musikgeschichte. Damals war die Jazzszene gefesselt von dem aufwühlenden Drive und der Energie der unglaublichen Rhythmusmaschine, mit denen diese neue Supergroup auf Redmans erstem eigenem Album „MoodSwing“ loslegte. Von dieser Substanz fehlt auch heute nichts, die vier Heroen ihrer Generation spielen taufrisch engagiert, dabei locker zurückgelehnt auf grandiosen eigenen Karrieren, mit großem Interesse an den neuen Qualitäten ihrer Sidemen.
Über jeden einzelnen Musiker im Quartett wäre ein Buch zu schreiben, über Mehldaus Expeditionen in Klassik-Regionen mit eigenen Orchesterkompositionen, über McBride, den Künstlerischen Leiter des ältesten amerikanischen „Newport Jazz Festival“ und verschiedener anderer Institutionen und Bassist mit Rekord-Liste im Promi-Geschäft, oder über Blade, der erst im letzten Jahr den Deutschen Jazzpreis erhielt – nach internationalen Auszeichnungen als „bester zeitgenössischer Jazzschlagzeuger“!
Redman / Mehldau / McBride / Blade – A Moodswing Reunion | 22.10.20 Uhr, Kölner Philharmonie (0221 280 280) | 25.10. 20 Uhr, Theater und Philharmonie Essen (0201 81 22 200)
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