Besonders herausragend sei ihre hochpoetische und außergewöhnliche Aufmerksamkeit, die sie Erdbewegungen, der Geologie sowie Flora und Fauna in ihren Werken widme. So beschreibt der Autor und Kritiker Paul Ingendaay die 1956 in Engelskirchen geborene Schriftstellerin Esther Kinsky, die mit dem diesjährigen Kleist-Preis ausgezeichnet wird. Dies geht auch aus ihrem neuen Roman „Rombo’’ hervor. „Rombo“, das bedeutet im Italienischen unter anderem „Donner“, „Groll“ und steht in diesem Zusammenhang für das verheerende Erdbeben aus dem Jahr 1976 im italienischen Friaul. Kinskys Roman erinnert an diese Katastrophe und resümiert die persönlichen Geschichten und Traumata einzelner Überlebender. Sieben Menschen, die das Unglück überlebten, erzählen von ihren Erinnerungen und ihrem Leben heute.
Die Autorin, die bislang nicht nur für ihre schriftstellerischen Arbeiten, sondern auch für ihre übersetzerischen Tätigkeiten bereits mehrfach ausgezeichnet wurde, setzt sich in ihren Texten häufig mit dem Sehen von Zuständen, Tatsachen und Ereignissen auseinander und generiert daraus ihre Sprache, die sie dann zu Papier bringt. Die Themen um trauernde Personen und deren Hinterbliebene, den Sehnsuchtsort Italien und die Spurensuche des Vergangenen zwischen Bildern und Orten kennzeichneten bereits ihren 2018 veröffentlichten Roman „Hain“, der mit dem Literaturpreis auf der Leipziger Buchmesse ausgezeichnet wurde. Doch der Sehnsuchtsort Italien weicht in „Hain“ ebenso wie in „Rombo“ entgegen dichterisch romantisierender Vorstellungen einem Ort der Trauer und der Blässe. Dass dabei Kinskys präzise und differenzierte Sprache mit ihren zahlreichen übersetzerischen Arbeiten zu tun hat, liegt nahe, denn die Autorin – die am 27. April im Literaturhaus aus ihrem neuen Werk liest – beschreibt sich selbst als Vermittlerin zwischen Literaturen. Beide Sprachen stehen während dieses Prozesses für sie kongruent für zwei Welten, mit denen sie sich dezidiert auseinandersetzt.
Esther Kinsky: Rombo | 27.4. 19.30 Uhr | Literaturhaus Köln | www.literaturhaus-koeln.de
Hat Ihnen dieser Beitrag gefallen? Als unabhängiges und kostenloses Medium sind wir auf die Unterstützung unserer Leserinnen und Leser angewiesen. Wenn Sie uns und unsere Arbeit finanziell mit einem freiwilligen Betrag unterstützen möchten, dann erfahren Sie über den nebenstehenden Button mehr.
Abenteuerferien an der Ostsee
„Am schönsten ist es in Sommerby“ von Kirsten Boie – Vorlesung 05/24
Stabilisieren des inneren Systems
Volker Buschs Ratgeber zur mentalen Gesundheit – Literatur 05/24
Stadt der Gewalt
„Durch die dunkelste Nacht“ von Hervé Le Corre – Textwelten 05/24
Rückkehr der Totgeglaubten
Matthias Jügler im Literaturhaus
Zwangloses Genießen?
Vortrag „Die post-ödipale Gesellschaft“ im Raum für Alle – Spezial 04/24
Vom Arbeiterkind zum Autor
Martin Becker liest im Literaturhaus aus „Die Arbeiter“ – Lesung 04/24
Grenzen überwinden
„Frieda, Nikki und die Grenzkuh“ von Uticha Marmon – Vorlesung 04/24
Erwachsen werden
„Paare: Eine Liebesgeschichte“ von Maggie Millner – Textwelten 04/24
Tradition verbindet
„Shakespeare Festival“ am Globe Theater Neuss
Wortspielspaß und Sprachsensibilität
Rebecca Guggers und Simon Röthlisbergers „Der Wortschatz“ – Vorlesung 03/24
Lebensfreunde wiederfinden
„Ich mach dich froh!“ von Corrinne Averiss und Isabelle Follath – Vorlesung 03/24
Das alles ist uns ganz nah
„Spur und Abweg“ von Kurt Tallert – Textwelten 03/24
Von Kant bis in die Unterwelt
Zarte und harte Comicgeschichten – ComicKultur 05/24
Kindheit zwischen Buchseiten
„Die kleinen Bücher der kleinen Brontës“ von Sara O’Leary und Briony May Smith – Vorlesung 05/24
Female (Comic-)Future
Comics mit widerspenstigen Frauenfiguren – ComicKultur 04/24
Spurensuche
Comics zwischen Wirklichkeit, Fantasie und Spektakel – ComicKultur 03/24